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Genau auf die Finger zu schauen, ist hier erwünscht

4. September 2018

Lohfert-Preis

Am 19. September 2018 ist es so weit: Der Lohfert-Preis 2018 geht in diesem Jahr an das Hygieneprojekt AHOI-Patient im Boot unter der Leitung von Prof. Dr. med. habil. Nils-Olaf Hübner, M.Sc., der Universitätsmedizin Greifswald. AHOI-Patient im Boot will das Hygieneverhalten in Krankenhaus oder Pflegeeinrichtung verbessern und wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Die Preisverleihung findet im Rahmen des 14. Gesundheitswirtschaftskongresses in Hamburg statt. Vorab haben wir Prof. Dr. med. habil. Nils-Olaf Hübner drei Fragen über das prämierte Projekt gestellt.

Christoph Lohfert Stiftung: Patienten und Angehörige in die Mitarbeit des Infektionsschutzes einzubinden, ist ein Ansatz, der gleichsam einfach wie auch vollkommen sinnvoll erscheint. Wie sind Sie auf diese Projektidee gekommen?

Prof. Hübner: Die Idee ist aus der täglichen Praxis als Hygieniker heraus entstanden: Bei AHOI liegt die Erfahrung zugrunde, dass die Umsetzung von Hygienemaßnahmen an der mangelhaften Einbindung der Patienten und Angehörigen scheitern kann. Aus dieser Beobachtung heraus haben wir das bestehende Wissen zu diesem Thema zusammengetragen. Es wurde klar, dass die Rolle der Patienten in der Vergangenheit ganz klar unterschätzt wurde.

Kernprobleme sind, dass die Patienten oft keine ausreichende Aufklärung über richtiges Hygieneverhalten erhalten und das Rollenverständnis von Patienten und Mitarbeitern ein kooperatives Hygieneverhalten oft nicht gerade fördert. Dabei ist es gerade entscheidend, dass Patienten auch eine aktive Rolle bei der Infektionsprävention einnehmen, da sie den gesamten Behandlungsprozess mit ihrem Hygieneverhalten direkt mitgestalten und ihre Genesung positiv beeinflussen können. Daher geht das AHOI-Projekt genau diese Probleme gemeinsam mit den Mitarbeitern, Patienten, Pflegebedürftigen und Angehörigen an.

 

Christoph Lohfert Stiftung: Wie reagieren Patienten und Angehörige auf das Projekt und die Idee des Empowerment, sprich zu schauen, ob das medizinische Personal Hygienestandards einhält und diese eventuell auch einzufordern?

Prof. Hübner: Unserer Erfahrung nach nehmen Patienten das Verhalten des Personals sehr genau wahr. Sie haben kein Problem damit, Mitarbeitern genauer "auf die Finger" zu schauen. Problematischer ist jedoch die direkte Rückmeldung. Daten unserer AHOI-Basisbefragung zeigten, dass ein direkter Hinweis in den seltensten Fällen erfolgt – auch wenn Fehler vermutet werden.

Man darf nicht vergessen, dass Patienten sich in einer abhängigen Situation befinden und man Ängste vor Benachteiligung ernst nehmen muss. Daher spielt die Ermutigung durch die Mitarbeiter eine entscheidende Rolle: Die Patienten müssen "eingeladen" werden ihre Sorgen mitzuteilen. Wenn der Mitarbeiter im Vorfeld freundlich darauf hinweist, bei Fragen oder Sorgen einen direkten Hinweis zu geben, ist das Eis zum größten Teil schon gebrochen. Genau das ist ein wesentlicher Teil unserer Mitarbeiterschulungen.

 

Christoph Lohfert Stiftung: Wie sehen die nächsten Schritte des AHOI-Projekts aus?

Prof. Hübner: Momentan befinden wir uns mitten in der Ausrollung von AHOI auf die Universitätsmedizin Greifswald. Dabei entwickeln und erproben wir Wege, AHOI zu skalieren und breiter und schneller umsetzen zu können. Ziel ist, AHOI für möglichst viele Menschen wirksam werden zu lassen. Das ist eine große Aufgabe und genau da hilft uns der Lohfert-Preis.

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