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„Da liegt noch viel Arbeit vor uns!“ Der Stiftungsvorsitzende Prof. Kai Zacharowski über Patientensicherheit

12. Februar 2020

News

Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, MD PhD ML FRCA, ist durch und durch Botschafter für Patientensicherheit. Nicht nur als Vorstandsvorsitzender der Christoph Lohfert Stiftung, sondern vor allen Dingen in seiner Rolle als Präsident der European Society of Anaesthesiology (ESA) und ganz praktisch in seiner Funktion als Klinikdirektor am Frankfurter Universitätsklinikum wird er nicht müde, patientenzentrierte und -sichernde Konzepte und Maßnahmen einzufordern.

 
2014: Lohfert-Preis für deutschlandweit erstes PBM – jetzt arbeiten über 100 Kliniken damit

So entwickelte Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski zusammen mit Prof. Dr. Dr. Erhard Seifried vom DRK Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen und Prof. Dr. Patrick Meybohm vom Universiätsklinikum Würzburg als einer der ersten in Deutschland ein Patient Blood Management (PBM) zur bestmöglichen Reduktion von Bluttransfusionen nach operativen Eingriffen. Bereits im Jahr 2014 wurde das Projekt mit dem Lohfert-Preis gewürdigt, der Humanitarian Award des Patient Safety Movements (gemeinsam mit dem US-Präsidenten Barack Obama und Vize-Präsidenten Joe Biden) folgte 2015. 2016 erhielt das Projekt dann den Deutschen Preis für Patientensicherheit. Seitdem haben über einhundert Kliniken in Deutschland ein PBM oder zumindest einzelne Maßnahmen zum PBM eingeführt – eine Erfolgsgeschichte also. Doch wie sieht es insgesamt mit den Bemühungen um Patientensicherheit in der Anästhesiologie aus?

Deklaration von Helsinki bis jetzt nur teilweise erfolgreich

Auf dem 41. Internationalen Symposium Anästhesie Intensivtherapie Notfallmedizin Schmerztherapie (AINS) in St. Anton äußerte sich Prof. Kai Zacharowski skeptisch. Er war dort nicht nur Podiumsgast, sondern auch als wissenschaftlicher Beirat unterwegs und berichtete u.a. über den Status Quo der „Helsinki Declaration on Patient Safety in Anaesthesiology“ von 2010. In dieser Deklaration legten die ESA und das European Board of Anaesthesiology (EBA) bereits erprobte Sicherheitskonzepte als Standards in der perioperativen Medizin fest. Die Deklaration fordert zudem die Formulierung und betriebsinterne Einigung auf Handlungsanweisungen zur Kontrolle der wichtigsten Gefährdungsquellen der perioperativen Patientensicherheit. Eine im Dezember im European Journal of Anaesthesiology publizierte Umfrage bestätigt, dass zumindest Standardmonitoring und Sicherheitsprotokolle inzwischen weitgehend eingeführt sind. „Bei anderen Aspekten sieht´s leider eher düster aus: So setzen über zwanzig Prozent der befragten OP-Teams die WHO-Surgical Safety Checklist nicht standardmäßig ein. Dabei ist die fehlervermeidende Wirkung dieses aus der Flugsicherheit stammenden Werkzeugs für das interdisziplinäre Briefing im OP-Saal mehr als bewiesen“, betont Prof. Kai Zacharowski.

Patient Safety Policy Summit in Brüssel soll Bewegung ins Bewusstsein der Entscheider bringen

Zum zehnten Jahrestag im März wird die ESA die Deklaration nun erneut unterzeichnen, gemeinsam mit führenden EU-Politikern während des Patientensicherheitskonvent in Brüssel. Die ESA und ihr Präsident Prof. Kai Zacharowski erhoffen sich davon eine Multiplikatorenwirkung auf die Entscheider in den jeweiligen Gesundheitssystemen, denn es auch ist klar: „Viele europäische Gesundheitssysteme verlangen Patientensicherheit, wollen aber dafür nicht investieren bzw. bezahlen. Da liegt noch viel Arbeit vor uns!“

Frankfurt, Hamburg im Februar 2020


Copyright Foto oben: Christoph Lohfert Stiftung, Bertram Solcher, Foto Mitte: Christoph Lohfert Stiftung, Michael Rauhe

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