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Gesucht: Modelle und Technologien zur Verbesserung der Erreichbarkeit, Aufklärung und Beteiligung in der gesundheitlichen Versorgung

3. November 2021

Lohfert-Preis

Der Umgang der Gesellschaft mit der Corona-Pandemie zeigt: Erfolgreiche Gesundheitsförderung hängt wesentlich von der Erreichbarkeit, Aufklärung und Teilnahme der Zielgruppen ab. Präventive und therapeutische Maßnahmen können ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie die Menschen wie beabsichtigt erreichen und von diesen umgesetzt werden.

Gemeinsam für mehr Gesundheit: Modelle und Technologien zur Verbesserung der Erreichbarkeit, Aufklärung und Beteiligung in der gesundheitlichen Versorgung – so lautet das Ausschreibungsthema für den Lohfert-Preis 2022. Schirmherrin des mit 20.000 Euro dotierten Förderpreises ist erneut Dr. Regina Klakow-Franck, Fachärztin für Gynäkologie und stellvertretende Leiterin des IQTIG (Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen). Bewerbungen werden ab sofort bis zum 28. Februar 2022 entgegengenommen.

Der Lohfert-Preis prämiert auch im Jahr 2022 praxiserprobte und nachhaltige Konzepte, die nachweislich die Kommunikations- und Organisationsstrukturen im Gesundheitswesen verbessern. Gesucht werden Best-Practice-Projekte, die bereits in der Versorgung implementiert sind und deren Nutzen wissenschaftlich evaluiert wurde. Das Konzept soll grundlegend neue Ansätze und patientenorientierte, qualitätsverbessernde Impulse beinhalten. Entsprechende Projekte, die einen Beitrag zur Bewältigung der Coronakrise leisten, sind ausdrücklich erwünscht, jedoch keine Voraussetzung.

„Das Thema der Ausschreibung zum Lohfert-Preis im Jahr 2022 nimmt Bezug zum aktuellen Geschehen: Wir haben bei der Impfung gegen Covid-19 gesehen, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht so schnell und erfolgreich wie erforderlich erreicht und aufgeklärt wurden. Auch in anderen Bereichen der Prävention und Gesundheitsförderung werden manche Menschen schlechter als andere oder gar nicht erreicht und können somit nicht von den Vorteilen der Maßnahmen profitieren. Der Lohfert-Preis 2022 soll dazu beitragen, das Gesundheitssystem insbesondere bei den Themen Erreichbarkeit, Aufklärung und Beteiligung gerechter und offener zu gestalten“, sagt Prof. Dr. med. Dr. phil. K. Zacharowski, ML, FRCA, Vorstandsvorsitzender der Christoph Lohfert Stiftung, in der Pressemitteilung zum Ausschreibungsstart.



Gemeinsam für mehr Gesundheit: Modelle und Technologien zur Verbesserung der Erreichbarkeit, Aufklärung und Beteiligung in der gesundheitlichen Versorgung - warum ist das ein Thema?

von Dr. Thomas Lehnert, wissenschaftlicher Referent der Christoph Lohfert Stifung

Der Umgang der Gesellschaft mit der Corona-Pandemie zeigt: Erfolgreiche Gesundheitsförderung hängt wesentlich von der Erreichbarkeit und Teilnahme der Zielgruppen ab. Präventive und therapeutische Maßnahmen können ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie die Menschen wie beabsichtigt erreichen und von diesen umgesetzt werden. Dies betrifft weite Bereiche des Gesundheits- und auch Sozialwesens. In der wissenschaftlichen Literatur wurde die Thematik der Erreichbarkeit vor allem in der Prävention und Gesundheitsförderung sowie der gesundheitlichen Aufklärung und gesundheitsbezogenen Versorgung von vulnerablen Zielgruppen adressiert (Kurtz 2012, Lazarus 2017, Sörensen et al. 2018, Sörensen et al. 2018a).

Corona macht die Unterschiede auch in der Gesundheitsförderung deutlich

Vor dem Hintergrund der Coronapandemie und damit verbundenen Maßnahmen und Anordnungen hat das Thema der Erreichbarkeit, Aufklärung und Beteiligung – insbesondere innerhalb bestimmter Bevölkerungsgruppen wie älteren Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund – eine besondere Bedeutung gewonnen und ist zugleich stärker ins Licht der Öffentlichkeit gerückt (Nestler 2021). Mit dem Ziel der Erhöhung der Impfquote setzen viele Bundesländer, Städte und Kommunen heute beispielsweise mobile Impfstationen/-busse ein. So sollen ungeimpfte Menschen niederschwellig in ihrem Lebensumfeld erreicht, ihre Impfbereitschaft durch Aufklärung und Beratung erhöht und sie idealerweise anschließend direkt vor Ort geimpft werden (NDR 2021). Wenngleich die Thematik in der Öffentlichkeit weniger präsent ist, werden nationale und internationale Impfziele in Deutschland auch bei vielen weiteren Schutzimpfungen regelmäßig verfehlt (NaLI 2021). Um die Reichweite und Quoten von freiwilligen Impfungen zu erhöhen, wurde daher eine Vielzahl von Interventionen entwickelt und evaluiert (Ozawa 2019, ECDC 2017, ECDC 2021).

Je mehr Menschen erreicht werden, desto besser funktionieren Screening, Vorsorge und Früherkennung

Die Erreichbarkeit und Teilnahme der Zielpersonen hat auch bei diversen Vorsorgeuntersuchungen und Screeningtests einen großen Einfluss auf den Erfolg der Maßnahmen. Ziel von Screenings ist es, innerhalb der Gesamtbevölkerung oder bestimmter Bevölkerungsgruppen, möglichst frühzeitig jene Menschen zu identifizieren und zu versorgen, die ein besonders hohes Gesundheits- bzw. Erkrankungsrisiko, aber noch keine Symptome aufweisen (WHO 2020). Dahingegen richten sich Früherkennungsprogramme an bereits erkrankte (symptomatische) Personen, so dass diese frühzeitig adäquat therapeutisch versorgt werden können. Denn ein möglichst früher Behandlungsbeginn geht bei vielen Erkrankungen oftmals mit einer besseren Prognose und milderen Krankheitsverläufen einher (Austin et al. 2020, Hanna et al. 2020). Beiden Maßnahmen ist gemein, dass ihr Erfolg wesentlich davon abhängt, dass möglichst viele Menschen innerhalb der Zielgruppen davon erfasst werden und daran teilnehmen (Walter & Schwartz 2007, Sörensen et al. 2018, Sörensen et al. 2018a, WHO 2020).

Erreichbarkeit und Beteiligung im Katastrophen- und Bevölkerungsschutz

In vielen weiteren Bereichen der öffentlichen Gesundheitspflege, aber auch des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes werden bestimmte Zielgruppen/-personen schlechter oder überhaupt nicht erreicht und können somit nicht von den Vorteilen der Maßnahmen profitieren. So kommt dem Aspekt der Erreichbarkeit und Beteiligung auch im Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes eine wichtige Rolle zu (BBK 2021). Um Gefahren für das Leben oder die Gesundheit erfolgreich abzuwehren und geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen zu können, müssen die betroffenen Menschen vor Eintritt des potenziell schädlichen Ereignisses gewarnt werden. Aktuelle Beispiele sind Extremwetterlagen wie Hitzewellen (Bassil & Cole 2010, Blättner et al. 2020, Robine et al. 2008) oder Naturkatastrophen wie Hochwasser/Überflutungen (Brockenschmidt 2021,). Darüber hinaus spielt die Erreichbarkeit potenziell gefährdeter Menschen aber auch bei Großschadensereignissen und sonstigen Katastrophenfällen eine Rolle (BBK 2021).   

Für den Lohfert-Preis des Jahres 2022 werden Modelle, Technologien oder sonstige bereits in der Praxis verankerte Konzepte oder Projekte gesucht, die eine Verbesserung der Erreichbarkeit, Aufklärung und Teilnahme/Beteiligung an evidenz-basierten, präventiven oder therapeutischen Maßnahmen bewirken. Der Fokus sollte dabei insbesondere auf der Verbesserung der Erreichbarkeit und Teilnahme an der Maßnahme liegen.


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