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Unser Leitmotiv "So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ hält der Pandemie stand

12. Mai 2020

News

Der Internationale Tag der Pflege wird jährlich am 12. Mai begangen. Der Tag erinnert an den Geburtstag der britischen Krankenpflegerin und Pionierin der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale. Und es gibt wohl in jüngster Vergangenheit kaum ein Jahr, das bedeutungsvoller für die Pflege ist als 2020. Die Corona-Pandemie hat die Arbeit der Ärzte und Pflege verändert, die Wertschätzung, die besonders Pflegende derzeit von der Bevölkerung erhalten, war nie größer.

Anlass genug, um den Lohfert-Preisträger 2019 noch einmal genauer vorzustellen. Das Projekt „Vereinfachung und Vereinheitlichung der stationären Pflegedokumentation“ des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien – medizinischer Universitätscampus (AKH Wien) hatte den Lohfert-Preis 2019 erhalten. Das Projekt setzt sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen, die bereits im AKH Wien umgesetzt worden sind. Ziel war es, die Inhalte in der Dokumentation nach dem Leitmotiv „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ auf den Normalstationen zu verschlanken, zu vereinheitlichen und auf eine digitale Pflegedokumentation umzustellen.

Wir haben mit dem Initiator des Pflegedokumentationsprojekts, David Bayer, über die momentane Situation der Pflege gesprochen.

Herr Bayer, in Bezug auf die derzeitige Lage in den Krankenhäusern hat sich die angespannte Situation in der Pflege (zu wenig Arbeitskräfte, Zeitmangel etc.) noch einmal zugespitzt. Ist dies auch am AKH Wien der Fall oder hält Ihr Pflegedokumentationsprojekt der aktuellen Situation stand?

Die Situation am AKH Wien ist sehr überschaubar. Ein Pandemie-Plan sieht vor, dass das AKH Wien nur dann für die Covid-19-Patienten "geöffnet" wird, wenn die nötige Behandlung die Leistung des AKH als Universitätsklinikum fordert oder andere Krankenhäuser in Wien keine Kapazitäten mehr frei haben. Daher haben wir hier nur wenige Patienten mit dem neuartigen SARS-CoV-2-Virus. Doch auch auf diesen Stationen hält das Projekt den Anforderungen stand.

Gilt in dieser Pandemie-Zeit noch das Leitmotiv „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ oder muss nun angesichts von Covid-19 doch wieder auf „alte Muster“ zurückgegriffen werden?

Unser Leitmotiv bleibt trotz allem bestehen. Wir müssen glücklichweise nicht auf alte Muster zurückgreifen und sehen durch diese Pandemie unsere Dokumentation noch einmal bestätigt. Auch im Hinblick auf Covid-19 müssen wir nicht wieder anfangen, unnötige Dokumenationen bei einem Patienten anfertigen.

Hat das Pflegedokumentationsprojekt  noch weitere Interessierte angelockt und ist derzeit vielleicht sogar besonders gefragt?

Vor der Pandemie gab es interessierte Krankenhäuser an unserem Projekt. Doch durch die derzeitige Lage ist momentan der Austausch untereinander nicht möglich. Die Prioritäten liegen bei vielen Häusern jetzt natürlich woanders. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sich das wieder ändert, sobald sich die Situation an den Krankenhäusern normalisiert hat.

Die Pflege wurde selten so wertgeschätzt wie in der aktuellen Zeit. Kann die Pandemie daher vielleicht sogar als „Chance“ für die Pflege gesehen werden, dass sich etwas ändert (mehr Pflegepersonal, bessere Entlohnung…)?

Ja, die Chance besteht natürlich. Und es ist auch für die Pflege schön, dass seit Wochen der Pflegeberuf so viel Aufmerksamkeit in den Medien, Sozialen Netzwerken und auch durch die Bevölkerung (wie das Klatschen für Pflege und Ärzte am Abend) erfährt. Allerdings wäre es noch schöner, wenn sich bei den grundlegenden Dingen wie die Änderung des Personalschlüssels und eine bessere Bezahlung etwas ändern würde.

Wien, Hamburg im Mai 2020


Im Januar waren die beiden "Projektowner" David Bayer und Renate Hadi auf den Neujahrsempfang der TK-Landesvertretung Hamburg eingeladen. Im Interview mit der TK erläutern sie die Stärken des Projekts.

Foto oben: Bertram Solcher/ Foto unten: Michael Rauhe

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