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„Freude pflegen“ heißt das vierstündige Ausbildungsmodul, in dem die Pflegeschüler ihre Fähigkeit trainieren, „das Schöne in der Welt zu sehen“ – so Peter Ahaus, Schulleiter der Zentralschule für Gesundheitsberufe St. Hildegard, an der das Unterrichtskonzept durchgeführt wird. Das klingt einfacher als es ist. Gerade Pflegekräfte stehen vor großen emotionalen Herausforderungen bei gleichzeitig hoher Arbeitsbelastung.
Dr. Eckart von Hirschhausen vergleicht die aktuelle Situation in der Pflege mit einem „Schiff, das immer mehr Fracht lädt und irgendwann so voll beladen ist, dass alles runterkracht.“ Überforderung und Stress entstehen hier schnell – ein Grund, warum so viele Pflegende ihren Beruf aufgeben. Während sich Politik und Gesellschaft um die Verbesserung der äußeren Rahmenbedingungen bemühen (sollten), lernen die Alexianer-Pflegeschüler auf der Grundlage von Humortrainings eine positive Haltung zu bewahren. Sie lernen, ihre Arbeitsmotivation und -zufriedenheit selbst zu erhöhen, Resilienz und Stressmanagement sowie die Kommunikation im Team und mit den Patienten zu verbessern.
Für Dr. Eckart von Hirschhausen ist das Projekt ein weiterer Meilenstein, Medizin und Pflege menschlicher zu gestalten. Seit über zehn Jahren bildet seine Stiftung Klinik-Clowns aus, bietet Workshops für Pflegekräfte an und hat gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Humor das Humortraining für angehende Mediziner gefördert, das 2017 am Uniklinikum Münster ins Curriculum der Allgemeinmedizin integriert wurde (Spektrum der Wissenschaft, 1/2019, Seite 7).
Auch für das Konzept „Freude pflegen“ stellt Hirschhausens Stiftung die Humortrainer, die mit Techniken und Übungen aus der Theater- und Erlebnispädagogik und Erkenntnissen u.a. aus der Positiven Psychologie die Humor-Kompetenz der Auszubildenden stärken. Alle Projektteilnehmer sind überzeugt: Humor hilft das Selbstbewusstsein zu stärken und auf Augenhöhe mit den Kollegen im Team zu kommunizieren. Humorfähigkeit bezieht sich dabei auf alle Gefühle und ermöglicht es, auch negative Gefühle zu integrieren und zu reflektieren.
Angelegt ist das Projekt über insgesamt fünf Jahre als Interventionsstudie mit drei Pflegeklassen an der Alexianer-Zentralschule für Gesundheit in Münster als Interventionsgruppe und einer ähnlichen Kohorte in Berlin als Kontrollgruppe. Die Ruhr Universität Bochum führt die Evaluation unter der Leitung von Prof. Dr. Corinna Peifer durch. Gefördert wird das Projekt u.a. durch den Versicherer im Raum der Kirchen, die Glücksspirale, den Georg Thieme Verlag und die Christoph Lohfert Stiftung.
Patientenorientierung hat viele Aspekte: Der mit 20.000 Euro dotierte Lohfert-Preis 2019 der Christoph Lohfert Stiftung geht im September an ein innovatives Pflegedokumentationssystem, das die Pflegenden zeitlich entlastet und die Pflege auf die bedürftigen Patienten konzentriert.