Lohfert-Preis
Patient im Mittelpunkt: Integrierte Therapiekonzepte und Versorgungsformen der Zukunft – so lautet das Ausschreibungsthema für den Lohfert-Preis 2021. Schirmherrin des erneut mit 20.000 Euro dotierten Förderpreises ist Dr. Regina Klakow-Franck, Fachärztin für Gynäkologie und stellvertretende Leiterin des IQTIG (Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen). Bewerbungen werden ab sofort bis zum 28. Februar 2021 online entgegengenommen. Eine hochrangig besetzte Jury mit namhaften Akteuren aus dem Gesundheitswesen entscheidet über die Vergabe des Lohfert-Preises. Die feierliche Preisverleihung findet am 21. September 2021 im Rahmen des 16. Gesundheitswirtschaftskongresses in Hamburg statt.
„Als Stiftung sehen wir unsere Aufgabe darin, Impulse für neue Wege der Patientenorientierung zu setzen. Und diese sind angesichts der wachsenden Komplexität der Herausforderungen und des medizinischen Fortschritts eindeutig in der intersektoralen und interdisziplinären Zusammenarbeit zu suchen,“ so der Vorstandsvorsitzende der Christoph Lohfert Stiftung, Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski in der Pressemitteilung zum Ausschreibungsstart.
Der wissenschaftliche Referent der Christoph Lohfert Stiftung, Dr. Thomas Lehnert, hat das Thema zusammengefasst:
Deutschland besitzt eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Dennoch es bis heute stark auf die Behandlung von akuten, episodischen und eindimensionalen Krankheiten ausgerichtet und durch eine somatische Fixierung charakterisiert. Eine wesentliche Schwachstelle stellen Diskontinuitäten und Versorgungsbrüche dar, vor allem an den Schnittstellen zwischen ambulantem und stationärem Sektor.
Der Versorgungsalltag ist in vielen Bereichen durch ein Nebeneinander der verschiedenen Gesundheitsprofessionen in einem fragmentierten Versorgungssystem gekennzeichnet. Für Patienten ist das nicht nur ärgerlich. Es kann im ungünstigsten Fall – zum Beispiel aufgrund eines mangelhaften Informationsaustausches zwischen Leistungserbringern bezüglich verschriebener Medikamente – gravierende gesundheitliche Folgen haben.
Seit mehr als drei Jahrzehnten wird über Möglichkeiten einer Neuausrichtung der gesundheitlichen Versorgung diskutiert, um deren Kontinuität, Qualität und Effizienz zu erhöhen. Mehrdimensionalen und interdisziplinär ausgerichteten Versorgungsstrukturen und -prozessen, die somatische, soziale, psychische und lebensweltliche Aspekte gleichermaßen aus der Perspektive der Patienten berücksichtigen, kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Denn die schon heute dominierenden Gesundheitsproblematiken, geprägt vor allem durch komplexe und chronische Erkrankungen mit einem langfristigen, multiprofessionellen Versorgungsbedarf, werden im Laufe der nächsten Jahrzehnte aufgrund der demografischen Alterung noch erheblich zunehmen. Daneben erhöht auch der medizinisch-technische Fortschritt und die damit einhergehende Subspezialisierung der Leistungserbringer die Notwendigkeit funktionierende Informationsflüsse und effiziente Prozessketten zwischen allen beteiligten Akteuren zu etablieren.
Trotz umfassender Bemühungen und Maßnahmen des Gesetzgebers den Anteil an sektoren- und berufsfeldübergreifenden Versorgungskonzepten zu erhöhen, hat sich dieser – ungeachtet diverser praktischer innovativer Modelle und Ansätze – in den vergangenen 15 Jahren nicht wesentlich erhöht und hat insgesamt weiterhin eine geringe ökonomische Bedeutung. Die Christoph Lohfert Stiftung greift diesen Mangel auf und schreibt den Lohfert-Preis im Jahr 2021 daher zum Thema „Patient im Mittelpunkt - Integrierte Therapiekonzepte und Versorgungsformen der Zukunft“ aus.
Der Lohfert-Preis prämiert auch im Jahr 2021 praxiserprobte und nachhaltige Konzepte, die den Patienten, seine Bedürfnisse und Interessen in den Mittelpunkt rücken. Gesucht werden Best-Practice-Projekte, die bereits in der Versorgung implementiert sind und deren Nutzen wissenschaftlich evaluiert wurde. Das Konzept soll grundlegend neue Ansätze und patientenorientierte, qualitätsverbessernde Impulse beinhalten sowie idealerweise einen Bezug zur stationären Versorgung aufweisen. Entsprechende Projekte, die einen Beitrag zur Bewältigung der Coronakrise leisten, sind ausdrücklich erwünscht, jedoch keine Voraussetzung.
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