Lohfert-Preis
Der wissenschaftliche Referent der Stiftung, Dr. Thomas Lehnert, hat folgenden Überblick über das Thema verfasst:
Die Herausforderungen im Gesundheitswesen sind komplex und vielfältig. Die steigende Nachfrage nach qualitativ hochwertiger Versorgung, demografische Veränderungen, technologische Fortschritte und sich ändernde Gesundheitsbedürfnisse erfordern ständige Anpassungen und Innovationen. Ein zentrales Element bei der Bewältigung dieser Herausforderungen ist das Gesundheitspersonal – Ärzt:innen, Pflegekräfte, Therapeut:innen und viele andere, die das Rückgrat der Gesundheitsversorgung bilden.
Die Arbeitsbedingungen des Gesundheitspersonals werden einerseits durch die gesellschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem, andererseits durch die konkreten Umstände des Arbeitsumfelds – auf Ebene der Institution, Fachabteilung, Arbeitsgruppe etc. – beeinflusst. Während der Gesetzgeber möglichst gute Rahmenbedingungen und Anreize für die Akteure der Gesundheitsversorgung schaffen muss, stehen Gesundheitsdienstleistern bei der Verbesserung des Arbeitsumfelds und der Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeitenden verschiedene Optionen zur Verfügung.
Der Lohfert-Preis widmet sich dieser Thematik im Jahr 2024 mit dem Ausschreibungsthema „Fachkräftemangel als Impuls: Strategien zur Entwicklung und Stärkung des Gesundheitspersonals“. Die Ausschreibung lädt engagierte Fachleute, Forschende, Expert:innen und Visionär:innen aus dem Gesundheitssektor ein, innovative Ideen und bewährte Praktiken zur Entwicklung und Stärkung des Gesundheitspersonals, Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Steigerung der Attraktivität des Berufsfeldes zu teilen. Ein positiv wahrgenommenes Arbeitsumfeld steigert die Motivation, Identifikation und Leistung der Mitarbeiter:innen und trägt zur Bindung an den Arbeitsplatz und Arbeitgeber bei. Der Fachkräftemangel soll dabei nicht als Problem, sondern vor allem als Impuls für positive Veränderungen betrachtet werden.
Verschiedene Maßnahmen, die direkt auf die Attraktivität der Arbeitsbedingungen fokussieren, können zur Entwicklung und Stärkung des Gesundheitspersonals beitragen. Flexible Arbeitszeitmodelle zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie und sonstigen Work-Life Balance, eine adäquate Anerkennung der Arbeitsleistung und eine faire Vergütung, flache Hierarchien und eine offene, wertschätzende Kommunikation, Perspektiven und Angebote zur kontinuierlichen fachlichen Fort- und Weiterbildung und beruflichen Entwicklung, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention (z.B. Vorsorgeuntersuchungen/Impfungen, Bewegungs-/Sportangebote, Optionen zur gesunden Ernährung, psychosoziale Unterstützung), Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit und Kommunikation der verschiedenen Berufsgruppen, Integration moderner digitaler Technologien zur Reduzierung der Arbeitsbelastung und Effizienzsteigerung (insb. bzgl. Patienten-fernen Aufgaben, z.B. Dokumentation, Bürokratie), sind nur einige Beispiele, die bei der Steigerung der Arbeitszufriedenheit förderlich sein können.
Eine durch die Führungskräfte gelebte, werteorientierte und inklusive Unternehmenskultur, die den Fokus auf ethische Prinzipien und die langfristigen sozialen und ökologischen Auswirkungen des Handelns legt sowie konkrete Nachhaltigkeitsbemühungen und ein generelles Umweltbewusstsein einer Gesundheitseinrichtung tragen maßgeblich zur Identifikation von – vor allem jüngeren – Mitarbeiter:innen mit ihrer Tätigkeit und dem Arbeitgeber, und damit zur Bindung, aber auch Gewinnung von neuen Fachkräften bei. Ebenfalls bedeutsam sind in diesem Zusammenhang attraktive Programme zur Ausbildung von neuem Gesundheitspersonal, z.B. Praktikums- und Mentoringprogramme, Stipendien/finanzielle Unterstützung, und sonstige innovative, praxisnahe Lehr- und Bildungsmodelle/-methoden.
Darüber hinaus können Maßnahmen, die primär auf die Verbesserung der Patient:innenversorgung abzielen, einen positiven Einfluss auf die Arbeitssituation der Mitarbeiter:innen haben. Eine bessere Patient:innenversorgung führt oftmals zu einem reibungsloseren Arbeitsablauf, weniger Stress und einer allgemein positiveren Arbeitsumgebung. Maßnahmen zur Patient:innensicherheit haben einen positiven Effekt auf das Vertrauen des Personals in ihre Fähigkeiten und die Qualität der Versorgung. Ein Arbeitsumfeld, in dem die Sicherheit und Qualität der Patient:innenversorgung im Mittelpunkt steht und Mitarbeiter:innen sehen, dass ihre Anstrengungen sich auszahlen, reduziert Unsicherheit und schafft eine positive Arbeitsatmosphäre.
Über diese Beispiele hinaus existieren viele weitere Möglichkeiten, das Wohlbefinden und die Arbeitszufriedenheit zu steigern, das Gesundheitspersonal zu stärken und zu entwickeln, und Gesundheitseinrichtungen zugleich effizienter zu machen sowie die Qualität der Versorgung aus Patient:innensicht zu verbessern.