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Delirdetektion und -prävention bei älteren Patient:innen senkt Delirrate von 20 Prozent im Bundesdurchschnitt auf 6 Prozent am SFH

Hintergrund

Vor dem Hintergrund der stetig zunehmenden Anzahl älterer Patient:innen im Krankenhaus und dem somit auch steigenden Risiko ein perioperatives Delir zu erleiden, wurde 2003 ein strukturiertes Programm zur Delirdetektion und -prävention bei älteren Patienten am St. Franziskus-Hospital (SFH) in Münster initiiert. Anfänglich wurde dieses Projekt durch das Bundesgesundheitsministerium unterstützt, mittlerweile wurden die Maßnahmen in die Regelversorgung übernommen.

Ziel

Ziel des Projektes war und ist die Delirreduktion in direkter Verbindung mit einer resultierenden Verkürzung des Krankenhausaufenthaltes und einer Reduktion der perioperativen Mortalität und Morbidität. Ein zentraler Baustein dieses interdisziplinären Konzeptes sind Alten- bzw. Krankenpflegerinnen, die im Rahmen einer 1:1-Betreuung die Patient:innen perioperativ begleiten und für sie somit eine vertraute Person im Krankenhausalltag darstellen. Ein Screening aller Risikopatient:innen, delirprophylaktische Maßnahmen wie das Erkennen einer möglichen delirogenen Medikation, Förderung der Kognition, Aufrechterhaltung des Tag-Nacht-Rhythmus bzw. der Orientierung, Frühmobilisation und der Einbezug der Angehörigen rundet unser Konzept ab. Mit diesen multidimensionalen Handlungen konnte die Delirrate (im Bundesdurchschnitt ca. 20 Prozent) am SFH auf 6 Prozent gesenkt und über die Jahre hinweg konstant gehalten werden.

Nächste Schritte

Ergänzend zum bereits bestehenden Konzept werden seit Juni 2019 im Rahmen des Projektes „Der alte Mensch im OP“ Schulungen und Hospitationen für externe Krankenhäuser, Krankenpflegeschüler bzw. Studierende mit dem Ziel durchgeführt, für das Krankheitsbild „Delir“ zu sensibilisieren und Algorithmen zur Früherkennung bzw. spezifische Therapien zu vermitteln. Aktuell erweitern wir das Projekt, um das Delirscreening in der Zentralen Notaufnahme des Hospitals und in den Aufwachräumen zu evaluieren. Das Delir tritt zwar in den letzten Jahren vermehrt in das Bewusstsein der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, allerdings sind sowohl standardisierte Handlungsabläufe zur Prophylaxe, Erkennung, Therapie bzw. Dokumentation eines Delirs als auch regelmäßig durchgeführte Mitarbeiterschulungen noch bei weitem nicht regelhaft in der Krankenhausstruktur umgesetzt. Das Projekt „Der alte Mensch im OP“ zeigt ein am SFH in Münster erfolgreich eingesetztes Programm zur Vermeidung bzw. Früherkennung eines Delirs bei Patient:innen des perioperativen Bereichs, welches konsequent verbessert und adaptiert wird und beispielhaft für andere Kliniken gelten könnte.

Förderung

Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW

Headerfoto: Bertram Solcher für den Lohfert-Preis 2013

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