Hintergrund: Über das im Jahr 2018 gegründete "nationale Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) Lungenkrebs" wird eine state-of-the-art qualitätsgesicherte molekulare Diagnostik mit Beratung über die therapeutische Relevanz für Lungenkrebspatient:innen an spezialisierten Netzwerkzentren (NZ) in Deutschland angeboten. Das nNGM ist eine Weiterentwicklung des Kölner Netzwerks.
Genomische Medizin (NGM) wird unter der Leitung von Prof. Dr. J. Wolf und Prof. Dr. R. Büttner seit 2010 erfolgreich für die Implementierung personalisierter Therapien in der Routineversorgung von Lungenkrebspatient:innen eingesetzt. Die nNGM-Strukturen werden seit April 2018 von der Deutschen Krebshilfe (DKH) gefördert und die Leistungserbringung ist mehrheitlich über Verträge der Besonderen Versorgung von den Krankenkassen finanziert.
Ziel: Über das nNGM sollen alle Patienten mit fortgeschrittenem und/oder nicht kurativ behandelbarem Lungenkrebs in Deutschland Zugang zur umfassenden molekularen Multiplex-Diagnostik als Basis für innovative, zielgerichtete Therapien, auch im Rahmen von klinischen Studien, erhalten.
Umsetzung: Im nNGM schließen sich aktuell 20 Netzwerkzentren (NZ) mit aktuell 245 regionalen Netzwerkpartnern (NP) aus Krankenhäusern und Praxen zusammen, um das gemeinsame Ziel zu verfolgen: Zentral Testen - Dezentral Behandeln. Während die molekulare Diagnostik sowie die Bereitstellung von Beratungsangeboten und Evaluation zentral stattfinden, werden die Patienten heimatnah von den NP behandelt. Zu diesem Zweck wurden umfassende Kooperationsverträge ausgearbeitet und geschlossen, die ein Grundgerüst für die harmonisierten Abläufe im nNGM-Verbund (zwischen den NZ), mit den NP und den Kooperationspartnern, wie dem Deutschen Krebsforschungszentrum, bilden.
Ergebnisse: Durch die intersektorale und fachübergreifende Zusammenarbeit wurden im nNGM in 2020 rund 14.000 Patient:innen und damit ca. 40 Prozent aller Patient:innen mit einem fortgeschrittenen Lungenkrebs in Deutschland molekular getestet und behandelt. Es findet eine enge Anbindung von Patienten, u. a. durch die Zusammenarbeit mit ZielGENau e. V. statt.
Fazit: Das nNGM Lungenkrebs ist ein Modellprojekt zur erfolgreichen Implementierung der personalisierten Medizin in der Breite der Patientenversorgung in Deutschland. Es zeigt sich deutlich, dass vor allem die Patient:innen, aber auch alle Projektbeteiligten von der engen, sektoren- und fachübergreifenden Zusammenarbeit profitieren. Das nNGM kann als paradigmatisches Modell für andere Tumorentitäten gesehen werden, da eine Skalierung in der Umsetzung der Strukturen und Vorarbeiten möglich ist.
Das Projekt wird durch die Deutsche Krebshilfe gefördert.