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Die Schirmherrin des Lohfert-Preises über Gesundheitskompetenz und Patientensicherheit

15. Januar 2020

Lohfert-Preis

2020 feiert die Christoph Lohfert Stiftung ihr zehnjähriges Bestehen. Dr. Regina Klakow-Franck übernimmt im Jubiläumsjahr die Schirmherrschaft für den Lohfert-Preis, der im Zeichen der Patientensicherheit steht. Gegründet mit dem Ziel, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen, hat Dr. Christoph Lohfert die Stiftung ganz der Patientenorientierung und Patientensicherheit in der stationären Krankenversorgung verschrieben.
Dementsprechend lautet das Thema des Lohfert-Preises 2020 „Messbare Innovationen zur Verbesserung der Patientensicherheit“. Dr. Regina Klakow-Franck, bis 2018 unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), heute stellv. Leiterin des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) sowie Kuratoriumsmitglied des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. spricht im E-Mail-Interview über das Thema Patientensicherheit in Krankenhäusern.

Dr. Regina Klakow-Franck - Schirmherrin des Lohfert-Preises 2020

In den letzten Jahren erlangte das Thema Patientensicherheit immer größere Beachtung im Gesundheitswesen. Auch hat in vielen Kliniken bereits ein Umdenken stattgefunden: Eine offene Fehlerkultur gehört ebenso zur Qualitätssicherung wie ein patientenorientiertes Beschwerdemanagement. Bei all den Maßnahmen bleibt dennoch die Frage, was muss sich weiter oder gar gänzlich in Krankenhäusern ändern, um Behandlungsfehlern vorzubeugen und die Sicherheitskultur zu fördern?

Die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus sind in der Regel hoch motiviert, sich für eine Verbesserung der Versorgung und Erhöhung der Patientensicherheit einzusetzen. Doch der Elan ist bald erschöpft, wenn das Management dieses Engagement nicht proaktiv unterstützt.  Aktivitäten, wie zum Beispiel der Aufbau von CIRS-Meldezirkeln und Qualitäts-Zirkeln drohen dann zu versanden. Die Verbesserung der Patientensicherheit ist eine Führungsaufgabe. Die Patientinnen und Patienten so sicher wie möglich zu versorgen, muss vom Management als Top-Thema erkannt werden, nicht nur als moralischer Imperativ, sondern auch als unternehmerischer Erfolgsfaktor.

Der Lohfert-Preis 2020 sucht messbare Innovationen zur Verbesserung der Patientensicherheit. In welchem Bereich im Krankenhaus (Mitarbeiter, Kommunikation, Organisationsebene etc.) besteht der größte Handlungsbedarf an Veränderungen und Verbesserungen?

Ein Patient muss im Krankenhaus viele Stationen durchlaufen, von der Aufnahme bis zur Entlassung. Eines der größten Risiken für die Patientensicherheit im Krankenhaus liegt meines Erachtens unverändert in Kommunikationsbrüchen an den Schnittstellen im Behandlungspfad. Informationen werden häufig immer noch mehrfach erfragt, was dennoch nicht verhindert, dass wichtige Informationen über den Patienten, wie zum Beispiel über Allergien und Vor- und Begleiterkrankungen, nicht weitergegeben werden, oder es gar zu Eingriffs- und Seitenverwechslungen kommt.

Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein wichtiges Thema, das nahezu alle involvierten Akteure derzeit beschäftigt. Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Patientensicherheit? Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Im Hinblick auf die Arzneimitteltherapie-Sicherheit ist inzwischen gut belegt, dass Medikationsfehler durch Computer-gestützte Systeme signifikant reduziert werden können. „Digital Health“ umfasst zahlreiche Möglichkeiten zur Steigerung der Patientensicherheit und Verbesserung der Versorgungsqualität bis hin zu einer auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen Präzisionsmedizin. Voraussetzung für den Erfolg der neuen digitalen Möglichkeiten ist ein konstruktiv-kritischer Umgang mit ihnen: Was können die neuen digitalen Möglichkeiten jeweils leisten, was nicht? Eine elektronische Pateientenakte ist zum Beispiel nur so gut, wie sie gepflegt wird. Und eine Gesundheits-App sollte den Patienten niemals in der Scheinsicherheit wiegen, die ärztliche Diagnose sei verzichtbar. Wie neue Arzneimittel und neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden müssen auch Gesundheits-Apps unter Beweis stellen, dass sie von Nutzen für die Patientinnen und Patienten sicher sind.

Es ist ein allgemeines Bestreben, die Patientensouveränität zu stärken. Das IQTIG beispielsweise möchte künftig Qualitätsinformationen für Patienten verständlicher machen. Was kann der Patient selbst tun, um sich vor Behandlungsfehlern zu schützen?

Jede Patientin und jeder Patient kann maßgeblich zur Verbesserung der Indikationsqualität beitragen. Bei den meisten operativen Eingriffen handelt es sich um planbare Eingriffe, das heisst es bleibt Zeit zu fragen: Ist der Eingriff wirklich notwendig? Gibt es vielleicht Therapiealternativen, die weniger invasiv und risiko-behaftet sind? Wenn der Eingriff medizinisch notwendig ist: Bin ich gut genug auf die Operation vorbereitet? Wenn zum Beispiel präoperativ eine Eisenmangel-Anämie festgestellt wird, sollte diese wenn möglich therapiert werden, bevor der Eingriff durchgeführt wird. Der Oberbegriff für die Fähigkeit, solche einfachen, aber wichtigen Fragen zu stellen, ist Gesundheitskompetenz. Die Förderung der Gesundheitskompetenz des Einzelnen ist eine der ganz großen Herausforderungen für unser Gesundheitswesen: Ein Schlüsselfaktor für die Verbesserung der Versorgungsqualität und die Steigerung von Patientensicherheit, aber auch für die Vermeidung von Erkrankungen durch einen gesundheitsbewussten Ernährungs- und Lebensstil. (Berlin/Hamburg, 08.01.2020)

Copyright: Dr. Regina Klakow-Franck © Georg J. Lopata

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