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Zeit zu handeln! 19.000 Tote jährlich durch vermeidbare Behandlungsfehler* - APS richtet Petition an den Bundestag

3. Dezember 2024

News

Die Zahl der Menschen, die durch vermeidbare Fehler in der Medizin zu Schaden kommen, stagniert seit Jahren auf hohem Niveau. So geht das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) im Jahr 2018 im APS-Weißbuch Patientensicherheit von 19.000 Toten aus. Und auch im Jahr 2024 berechnet APS-Autor Prof. Dr. Matthias Schrappe die Zahl von 17.000 Menschen, die durch vermeidbare Behandlungsfehler sterben. Das APS richtet nun eine Petition zur Entwicklung eines Nationalen Aktionsplans Patientensicherheit an den Bundestag. Noch bis zum 12.12.2024 können Sie sich der Petition anschließen.

Behandlungsfehler resultieren oft aus strukturellen Mängeln und fehlenden Maßnahmen zur Fehlerprävention. Um die Patientensicherheit zu verbessern und das Gesundheitssystem zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten, fordert das APS die Umsetzung des Globalen Aktionsplans der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Deutschland und eine nationale Strategie für Patientensicherheit. Ziel ist die Einführung eines Nationalen Aktionsplans (NAPS) zur Vermeidung von Behandlungsfehlern.

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Wir haben unseren Kollegen Dr. Thomas Lehnert gefragt, was es mit dieser Petition auf sich hat:
Dr. Thomas Lehnert, wissenschaftlicher Referent der Christoph Lohfert Stiftung
Dr. Thomas Lehnert, wissenschaftlicher Referent der Christoph Lohfert Stiftung
Thomas, warum sterben eigentlich immer noch so viele Menschen an vermeidbaren Behandlungsfehlern?

Trotz der Anstrengungen im Bereich Patientensicherheit sterben immer noch zu viele Menschen. Die Gründe dafür sind vielfältig, so entstehen Fehler durch v.a.:

  • Zeitdruck und hohe Arbeitsbelastung, die die Konzentration beeinträchtigen,
  • unzureichende Koordination und Kommunikation zwischen Behandelnden,
  • immer noch unzureichende Sicherheitskultur und Fehlermeldesysteme in den Einrichtungen,
  • fehlendes systematisches Lernen aus Fehlern und Verbesserung der Prozesse,
  • die Komplexität moderner Medizintechnik und Behandlungen, die Fehler begünstigen,
  • mangelnde Ausbildung und Sensibilisierung des Personals für Patientensicherheit.

Um diese Probleme anzugehen, müssen Länder und Einrichtungen kontinuierlich an der Förderung einer Sicherheitskultur, Verbesserung von Prozessen und Systemen sowie Stärkung des Personals arbeiten. Nationale Aktionspläne können dabei eine wichtige Orientierung und Unterstützung bieten, indem sie einen strukturierten Rahmen dafür schaffen.

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Warum gibt es einen Globalen Aktionsplan für Patientensicherheit und inwiefern ist er verbindlich für die einzelnen Länder?

Der Globale Aktionsplan für Patientensicherheit wurde im Jahr 2019 von der WHO entwickelt, um Länder dabei zu unterstützen, die Sicherheit und Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Er definiert sieben strategische Ziele:

  1. Führungsverantwortung und Rechenschaftspflicht für Patientensicherheit stärken,
  2. Patient:innen und ihre Familien in die Behandlung einbinden und in ihrer Gesundheitskompetenz stärken – empowern,
  3. evidenzbasierte Praxis für Patientensicherheit stärken,
  4. Sicherheit von Systemen und Technologien verbessern,
  5. das Wissen und die Kompetenzen des Gesundheitspersonals im Hinblick auf die Patientensicherheit stärken,
  6. eine starke Patientensicherheit-Resilienz während Notfällen gewährleisten und
  7. Forschung und Innovationen zu Patientensicherheit fördern.

Der Globale Aktionsplan ist als Empfehlung und Orientierung gedacht, um die nationalen Anstrengungen zur Verbesserung der Patientensicherheit zu stärken. Er ist nicht rechtlich bindend, bietet aber einen international abgestimmten Rahmen.

Viele Staaten haben bereits nationale Aktionspläne entwickelt, um die Ziele des globalen Plans umzusetzen. Diese nationalen Pläne schaffen einen strukturierteren Rahmen und konkrete Maßnahmen für die Verbesserung der Patientensicherheit in den einzelnen Gesundheitssystemen.

Inwiefern hilft ein nationaler Aktionsplan bei der Verbesserung der Patientensicherheit in den einzelnen Kliniken? 

Ein nationaler Aktionsplan für Patientensicherheit kann Kliniken und Einrichtungen dabei unterstützen, die Patientensicherheit zu verbessern, indem er zum Beispiel:

  • spezifisch die Herausforderungen und Gegebenheiten des jeweiligen Gesundheitssystems berücksichtigt,
  • klare Zuständigkeiten, Ziele, Maßnahmen und Berichterstattung für Patientensicherheit definiert,
  • Trainings- und Weiterbildungsangebote für das Gesundheitspersonal bereitstellt,
  • die Einführung von Sicherheitskultur, Fehlermeldesystemen und kontinuierlicher Qualitätsverbesserung in den Gesundheitseinrichtungen fördert,
  • den Austausch von Best Practices und Erfahrungen zwischen Akteuren im Gesundheitswesen erleichtert,
  • die Einbindung von Patient:innen und Öffentlichkeit erleichtern und
  • Ressourcen und Unterstützung für die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen bereitstellt.

Für Deutschland existiert zwar noch kein expliziter nationaler Aktionsplan Patientensicherheit, jedoch stellt das von Matthias Schrappe im Jahr 2018 verfasste „APS-Weißbuch Patientensicherheit: Sicherheit in der Gesundheitsversorgung neu denken, gezielt verbessern“ (Medizinisch-Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin 2018) eine grundlegende und umfassende Analyse der Situation und konkrete Forderungen zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland vor. Zudem ist Patientensicherheit seit dem Jahr 2022 eines von zehn nationalen Gesundheitszielen, die als Orientierung für Gesundheitsförderung auf Bundes,- Länder- und kommunaler Ebene dienen.   

Kostenloser Download APS-Weißbuch

Warum unterstützen wir die Petition?

Die Christoph Lohfert Stiftung setzt sich seit ihrer Gründung für die Verbesserung der Patientensicherheit und Qaulität in der Gesundheitsversorgung ein. Ausgehend von der Beobachtung, dass neben der medizinischen Behandlung die Bedürfnisse und Interessen der kranken Menschen vor allem im Krankenhausalltag noch zu wenig Beachtung finden, unterstützt die Christoph Lohfert Stiftung mit dem Lohfert-Preis Konzepte und Projekte zur Förderung der Patientenorientierung. Die jährlich wechselnden Ausschreibungsthemen adressieren dabei unterschiedliche Aspekte des Themas, speziell zur Patientensicherheit ausgeschrieben waren folgende Lohfert-Preise:

2014: Qualitätssichernde Konzepte in Krankenhäusern und Kliniken zum Fehler- und Risikomanagement aus der Sicht des Patienten

2015: Verfahren und Konzepte zur systematischen Fehlermessung in der stationären Krankenversorgung

2016: Kommunikationskompetenz für medizinisches und pflegerisches Personal als Voraussetzung für eine wirksame Qualitätssicherung

2017: Patientenkommunikation: Systeme zur Reduzierung vermeidbarer (Fehl-) Behandlungen

2018: Kulturwandel im Krankenhaus: Multidimensionale Konzepte zur Verbesserung der (Patienten-)Sicherheitskultur

2020: Messbare Innovationen zur Verbesserung der Patientensicherheit


*Quelle: https://www.aps-ev.de/fachbuch/patientensicherheit-im-gesundheitswesen-risiken-minimieren-leben-schuetzen/

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