Projekt
Eine Frühgeburt kommt oft überraschend! Viele Mütter sind in einer Ausnahmesituation. Eine Frühgeburt wirkt nicht nur körperlich, sondern vor allem emotional und mental. Die Mütter fühlen sich in einem Mix aus Sorge, Schuldgefühlen und Ohnmacht. Sie haben das Gefühl, nicht genug getan zu haben, auch wenn es objektiv völlig unbegründet ist. Daher sind Mütter von Frühgeborenen teilweise traumatisiert durch die abgebrochene Schwangerschaft. Sie brauchen deshalb oft noch psychologische Unterstützung. Aber auch das gesamte familiäre Umfeld ist betroffen, Vater, Geschwister, Verwandte und Bekannte.
Die Entlassung aus dem Krankenhaus und der Übergang in die eigene Häuslichkeit steht vielen Eltern bevor: „Wie sollen wir es zuhause allein schaffen?“ Vielfach haben die Familien eine lange Zeit auf der Frühchenstation verbracht und hatten immer jemanden an ihrer Seite. Viele Fragen stehen im Raum:
Diese Fragen stellen sich alle Eltern, aber bei einem frühgeborenen Kind ist die Angst, etwas falsch zu machen, größer, da die Kinder oftmals mit einem geringen Gewicht entlassen werden.
Der neue Alltag ist also schon belastend genug. Dann kommt noch die Suche nach Ärzt:innen und Therapien hinzu. Migrantenfamilien stehen vor einer Sprachbarriere. Viele notwendigen Anträge für Therapien müssen gestellt und bei einigen Kindern muss aufgrund zusätzlicher Erkrankungen ein Pflegedienst gesucht werden. Diese Aufgaben nehmen sehr viel Raum und Zeit ein.
Familien mit chronisch kranken Kindern haben sehr oft Mühe, die richtigen Hilfsmittel verordnet zu bekommen. Häufig erhalten eine Ablehnung von den Krankenkassen. Nicht zuletzt ist für viele Eltern die Frage, ob das Frühgeborene sich altersgerecht entwickelt, sehr groß. Hinzu kommt die mögliche Nicht-Akzeptanz der Umwelt, die sich auch belastend auswirkt.
Leuchtturm Hamburg e.V. ist ein Kooperationspartner des Altonaer Kinderkrankenhauses. Wir haben die Möglichkeit für unsere Projekte wie z.B. die „Minimäuse“ Räumlichkeiten zu nutzen und unsere Mitarbeitenden an Fortbildungen teilnehmen zulassen.
Da wir vor Ort sitzen, können wir bereits auf Station mit den Familien Kontakt aufnehmen und den Übergang vom Krankenhaus nach Hause begleiten. Wir stehen als multiprofessionelles Team mit Familien- und Kinderkrankenschwestern, Sozialpädagogin, Ärztin und Psychologin, den Familien zur Verfügung. Sobald die Familien zuhause sind, kommt eine Nachsorgeschwester zu ihnen.
Leuchtturm Hamburg e.V. kann diese Familien im Rahmen der sogenannten „sozialmedizinischen Nachsorge“ mit 20 Stunden innerhalb von drei Monaten unterstützen, motivieren, vernetzen und anleiten. z.B. Hilfe bei Anträgen, Suche nach Ärzt:innen und Therapien, Anleitung beim Handling, Notfälle besprechen, Gewichtskontrollen, Babymassage, Trageberatung und am wichtigstes einfach ein offenes Ohr haben. Die Sozialmedizinische Nachsorge ist eine Leistung der Krankenkasse, die aber nicht immer übernommen wird oder bei Familien aufgrund der hohen Belastung ein Mehrbedarf notwendig ist.
Für die betroffenen Familien ist schon das Zuhören und dass wir uns Zeit nehmen, ein großer Anker in ihrer Situation. Sie sehen, dass sie nicht allein gelassen werden, uns alles fragen können und wir jederzeit für sie erreichbar sind. Wir sind einfach für sie da, haben ein offenes Ohr und bestärken sie.
Wir würden uns wünschen, dass die belasteten Situationen der Familien mehr gesehen werden. Es ist nicht „nur“ eine Frühgeburt! Der Alltag der Familien gerät aus den Fugen. Die Lebenssituation verändert sich durch weitere Krankheiten, die auftreten können oder durch eventuelle Entwicklungsverzögerungen der Kinder. Eine Frühgeburt oder chronische Erkrankung trifft nicht nur das Kind allein, sondern es betrifft den Alltag der ganzen Familie.
Für die Familien würden wir uns wünschen, dass wir ihnen durch gezielte Musiktherapie oder durch unsere Spielgruppe, den Minimäusen, mehr Unterstützung anbieten können. Besonders die Musiktherapie hilft beim Aufbau einer Mutter-Kind-Beziehung, die so wichtig ist.
Leider scheitern wir teilweise auch an der Software bzw. Hardware, um alle unsere Projekte realisieren zu können. Wir leben in einer total vernetzten Welt. Die Personen sind da, um zu helfen und zu unterstützen, aber leider geht es ohne IT- Unterstützung nicht. Ein gut funktionierendes Arbeitsumfeld unserer Mitarbeiterinnen ohne Reibungsverluste bleibt eine Herausforderung. Dies wird leider vielfach übersehen.
Auch wenn die sog. sozialmedizinische Nachsorge eine Leistung der Krankenkassen ist, wird sie manchmal nicht übernommen oder reicht einfach nicht aus. In diesem Fall kann Leuchtturm Hamburg die Familien durch den eigens dafür eingerichteten spendenfinanzierten „Notfalltopf“ unterstützen. Die Christoph Lohfert Stiftung hat den „Notfalltopf“ im Rahmen des Projektfonds aufgestockt. Unterstützen auch Sie diese wichtige Arbeit!