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Inwiefern können DiGAs zum Patient Empowerment beitragen?

16. Oktober 2024

Projekt

Im Jahr 2023 wurde die Online-Plattform PINK! - Aktiv gegen Brustkrebs von der Jury des Lohfert-Preises lobend erwähnt. Zu dem Projekt gehört auch die App PINK! Coach, die Brustkrebspatientinnen während und nach der Therapie begleitet. Sie ist damit eine von zurzeit 54 zugelassenen DiGAs, die mit einem ärztlichen Rezept kostenfrei nutzbar sind.

Wir hatten damals mit der Gründerin von PINK!, Prof. Dr. Pia Wülfing, im Podcast-Interview über ihr überaus erfolgreiches Konzept gesprochen. Eine kürzlich erschienene Pressemeldung des Verbandes der Ersatzkassen mildert allerdings die Euphorie, die die "Apps auf Rezept" ursprünglich ausgelöst hatten. Wir schauen unter dem Aspekt des Patient Empowerment noch einmal drauf: Was ist denn tatsächlich der Nutzen der DiGAs? Was macht ihren Einsatz vor allem als „digitaler Coach und Begleiter“ im Kontext des Patient Empowerments sinnvoll?

Zum Interview mit Prof. Dr. Pia Wülfing

PINK! - Gründerin Prof. Dr. Pia Wülfing, (c) Zitzlaff
PINK! - Gründerin Prof. Dr. Pia Wülfing, (c) Zitzlaff
DiGA-Vorläufer: Der Lohfert-Preisträger 2017, Prof. Dr. Andreas Trojan (damals OnkoZentrum Zürich), zeigte die Effizienz von Smartphone-Apps zur Erfassung von Symptomen und Nebenwirkungen - ebenfalls in der Behandlung von Brustkrebspatient:innen
DiGA-Vorläufer: Der Lohfert-Preisträger 2017, Prof. Dr. Andreas Trojan (damals OnkoZentrum Zürich), zeigte die Effizienz von Smartphone-Apps zur Erfassung von Symptomen und Nebenwirkungen - ebenfalls in der Behandlung von Brustkrebspatient:innen
Keine DiGA, aber digital: Der Lohfert-Preisträger von 2023, „Charité PROM Rollout – Integration der Patient:innenperspektive in die Routineversorgung
Keine DiGA, aber digital: Der Lohfert-Preisträger von 2023, „Charité PROM Rollout – Integration der Patient:innenperspektive in die Routineversorgung", erfasst mithilfe eines standardisierten Fragebogens das Wohlbefinden der Patient:innen. Auf dessen Grundlage erfolgt dann (u.a.) das Gespräch mit dem/der Behandler:in.

 

Denn auch wenn die Krankenkassen nach wie vor die hohen Kosten für die „Apps auf Rezept“ monieren, die Abbruchquote nach wie vor zu hoch ist: Ihr Nutzen scheint inzwischen vielfältig belegt, sei es für das Selbstmanagement im Umgang mit Diabetes, Migräne oder auch bei Borderline-Symptomatik, denn

DiGAs können:

  1. die Patientenautonomie stärken: DiGAs ermöglichen Patient:innen, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu übernehmen, indem sie kontinuierlichen Zugang zu Gesundheitsinformationen, Therapieanleitungen und Selbstmanagement-Tools bieten. Durch die personalisierte und automatisierte Unterstützung können Patient:innen eigenständig Entscheidungen über ihre Gesundheit treffen, was ihre Autonomie fördert.
  2. die Therapie individualisiert begleiten: DiGAs können als digitaler Coach dienen, indem sie personalisierte Empfehlungen, Erinnerungen und Feedback basierend auf den individuellen Gesundheitsdaten und Fortschritten eines Patient:innen bereitstellen. Dies schafft eine engere Betreuung, auch außerhalb des klinischen Settings.
  3. die Gesundheitskompetenz verbessern: Durch den einfachen Zugang zu verständlichen Informationen und Lehrmaterialien unterstützen DiGAs die Patient:innen dabei, ihre Gesundheitskompetenz zu verbessern. Dies hilft ihnen, ihre Erkrankungen besser zu verstehen und informierte Entscheidungen zu treffen.
  4. die Motivation stärken und gesundheitsbezogene Lebensgewohnheiten ändern: Viele DiGAs setzen auf Gamification-Elemente oder regelmäßige Benachrichtigungen, um die Motivation der Patient:innen zu fördern. Dies kann helfen, positive Gesundheitsverhaltensweisen aufrechtzuerhalten, beispielsweise bei der Einhaltung von Medikamentenplänen oder Lebensstiländerungen wie Ernährungsgewohnheiten.
  5. die Arzt-Patient-Interaktion verbessern: Die Nutzung von DiGAs kann die Interaktion zwischen Patient:innen und Ärzten verbessern, indem sie Daten zu Symptomen, Therapiefortschritten und Gesundheitsverläufen in Echtzeit bereitstellen. Das stärkt die partnerschaftliche Zusammenarbeit und führt zu einer partizipativeren Entscheidungsfindung.

Zusammenfassend kann eine DiGA als digitaler Coach also durchaus zum Patient Empowerment beitragen, indem sie Autonomie, Wissen, Motivation und die Arzt-Patienten-Kommunikation stärkt. Kosten, Zugang und digitale Kompetenz der User bleiben jedoch noch herausfordernd, ebenso wie die Kosten und die Akzeptanz von Behandelnden und Behandelten. Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung.

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