Bilder
Der Lohfert-Preis 2023 geht an das Projekt „Charité PROM Rollout – Integration der Patient:innenperspektive in die Routineversorgung" der Charité – Universitätsmedizin Berlin unter Federführung des Charité Center for Patient-Centered Outcomes Research. Mit Hilfe sogenannter „Patient-Reported Outcome Measures“ (PROMs) soll das Gesundheitserleben aus der Sicht der Patient:innen Charité-weit einheitlich erfasst werden. Das Ziel: Die Behandlungs- und Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Die Preisverleihung findet am 19.09.2023 im Rahmen des Hamburger Gesundheitswirtschaftskongresses statt.
Der Medizinfotograf Bertram Solcher hat das Projekt vorab besucht:
"Der Fotograf hat während seines Medizinstudiums gelernt, dass eine genaue und umfassende Anamnese ein wichtiger Teil der Behandlung ist. Er hat gelernt, dass die Vorgeschichte der Erkrankung seines Gegenübers nicht nur aus messbaren biologischen, chemischen und physikalischen Daten besteht, sondern auch aus weichen Faktoren, dem Gefühlten. Der Fotograf hat einen sehr guten Hausarzt, der ihn schon beim ersten Termin nicht nur "medizinisch" kennenlernen wollte, sondern ihn auch mit regem Interesse fragte, wie es ihm denn so gehe.
Bestellen Sie gerne ein Druckexemplar der Preisträgerbroschüre!
Jede Behandlung besteht bei diesem Arzt aus einem Gespräch, bei dem auch Gefühltes zur Sprache kommt, einer verständlichen Interpretation der erhobenen medizinischen Daten und einer, daraus abgeleiteten, individuellen Therapie. Aber mal ehrlich, ist das die Normalität? Ist die übliche Routine nicht häufig nur eine sehr eindimensionale Fixierung auf Laborwerte, Röntgenbilder und elektrische Ströme? Meist steht die akute Erkrankung und nicht der gesamte Mensch im Fokus.
Lesen Sie auch das Interview mit Klinikdirektor Prof. Dr. Matthias Rose
Genau hier setzt die Charité an, und man geht dort noch weiter. Die Patient:innen erhalten, in derzeit noch ausgewählten Kliniken, bei der Anmeldung ein Tablet und werden gebeten einen Fragebogen auszufüllen. Hier wird standardisiert und somit vergleichbar nach dem subjektiven Empfinden gefragt. Dies geschieht nun während der gesamten Behandlung. Auch wenn die Patient:innen, z.B. nach einer Brustkrebsbehandlung, schon längst wieder zu Hause sind, bekommen sie, in regelmäßigen Abständen, Fragebögen zugeschickt.
Werden nach der Beantwortung Unregelmäßigkeiten festgestellt, werden die Patient:innen umgehend kontaktiert. Warum soll eine Patientin mit 75 Jahren genauso auf eine Chemotherapie reagieren wie eine 35-Jährige und trauen sich die Patient:innen, aber auch die Ärzt:innen wirklich über das Sexualempfinden zu sprechen? Schleicht sich nicht automatisch bei einer langwierigen Behandlung eine gewisse Lässigkeit im Umgang ein? Reden Patient:innen und Ärzt:innen dann nicht vielleicht lieber über den letzten Urlaub, als über Depressionen?
Die Charité ist angetreten, auch Gefühltes standardisiert zu erfassen und vergleichbar zu machen. Die Klinik stellt durch diese moderne Herangehensweise die Patient:innen ganzheitlich in den Mittelpunkt."
Bertram Solcher, www.medizinphoto.de