Bilder
"Dieses Jahr war alles anders. Der Weg nach Halle zuerst komplett durch Corona verbaut. Wochen später erschwert ein kompliziertes Zugangsverfahren den Zugang zum Universitätsklinikum. Den Fotografen treibt schon seit Tagen die Frage um, ob es ihm in diesem von Vorsicht geprägten Umfeld gelingen wird Zuwendung, Engagement und Empathie überhaupt einzufangen. Die maskierten Mitarbeiter und der notwendige Abstand wirken zuerst abweisend, doch die überall herrschende Freundlichkeit überspringt die Barrieren. Der Fotograf trifft auf Ärzte, Pflegepersonal und Therapeuten, die trotz der notwendigen Einschränkungen alles tun, um den Patienten die Genesung zu erleichtern.
Die Preisträgerin Dr. Ursula Wolf sitzt ungestört in einem kleinen Büro. Visiten macht sie nur selten. Sie liest aufmerksam die digitalen Patientenakten der Patienten der Alterstraumatologie und der Intensivstation. Sie gleicht den Krankheitsverlauf, die Laborwerte und die Medikation ab. Bei teilweise über dreißig Medikamenten pro Patienten ein schwieriges Unterfangen. Ihr Ziel ist es, negative Wechselwirkungen, Dosierfehler und Kontraindikationen der Pharmazeutika zu finden und zu eliminieren. Häufig nimmt sie dann den Telefonhörer in die Hand und spricht mit den Kollegen auf den Stationen. Durch Änderungen der Medikation gelingt es ihr immer wieder den Bewusstseinszustand und die Motorik der Patienten entscheidend zu verbessern. Patienten, die gestern noch vermeintlich dement waren, verhalten sich wieder adäquat und die Physiotherapeuten staunen über die veränderte Beweglichkeit.
Von Bertram Solcher, Hamburg im Juli 2020
Äußerungen unserer Gesprächspartner und Autoren geben deren eigene Auffassungen wider. Die Christoph Lohfert Stiftung macht sich Äußerungen ihrer Gesprächspartner in Interviews und Beiträgen nicht zu eigen.