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Der Lohfert-Preis 2024 geht an das Projekt „Sicherheit in der Kinderonkologie (SICKO) - Interprofessionelles Training und Innovationen für mehr Sicherheit von Patient:innen, Familien und Mitarbeitenden" der Medizinischen Hochschule Hannover. Der mit 20.000 Euro dotierte Förderpreis wird zum 12. Mal vergeben. Die Preisverleihung und Vorstellung des Preisträgerprojekts findet am 18. September 2024 im Rahmen des Hamburger Gesundheitswirtschaftskongresses statt.
Der Medizinfotograf Bertram Solcher hat das Projekt vorab besucht:
von Bertram Solcher
Die Ausschreibung für den diesjährigen Lohfert-Preis hat es in sich: "Fachkräftemangel als Impuls: Strategien zur Entwicklung und Stärkung des Gesundheitspersonals".
Was, fragte sich der Fotograf, hat "Sicherheit in der Kinderonkologie" mit dem Fachkräftemangel zu tun? Von Seiten der Politik und der Verbände steht der Schuldige für fehlende Fachkräfte schon lange unabänderlich fest - es ist das fehlende Geld im System. Aber ist das wirklich so? Der Fotograf begibt sich nach Hannover. Treffpunkt: Bei den bunten Elefanten.
Seit über zehn Jahren gibt es an der MHH das SICKO Programm. Erdacht als ein Programm zur Optimierung der Versorgungssicherheit von schwer erkrankten Kindern, hat es sich zu einem berufsgruppenübergreifenden Kommunikations-, Sicherheits- und Fachkräftestärkungssystem entwickelt. Wie kann das funktionieren?
Hören Sie hier das Podcast-Interview mit dem Preisträgerteam Dr. Urs Mücke und Anna-Lena Herbach
In Hannover hat man Schulungen eingeführt, in denen Pflege und ärztliches Personal zusammen geschult werden. Fragen, die auftauchten, wurden gemeinsam beantwortet und es wurde nach gemeinsamen Lösungen gesucht. Wer als Ärztin oder Arzt die Ausbildung beendet hat, darf juristisch gesehen sehr viel entscheiden. Wie sinnvoll es ist Entscheidungsfähigkeit ausschließlich nach Ausbildungshierarchien zu kategorisieren bleibt dahingestellt. Vielleicht ist es manchmal sinnvoll auf die Fragen oder Anmerkungen des anders Ausgebildeten zu hören. Dazu gehört aber sich kommunikativ anders aufzustellen als tradiert. Vielleicht ist es auch gerade deshalb sinnvoll, berufsgruppenübergreifende Standardisierungen einzuführen. Das fördert die eigene und die Sicherheit der Kolleginnen und Kollegen und damit auch automatisch die Patientensicherheit. Und vielleicht ist es auch schlau zu akzeptieren, dass Kolleginnen und Kollegen, die unterschiedliche Ausbildungen haben, unterschiedliche Unsicherheiten haben. Genau da greift SICKO an: Bereits Studierende und Auszubildende werden gemeinsam geschult. Erfahreneren Kräften wird gemeinsam vermittelt, wie gute Kommunikation verläuft. Alle Beteiligten lernen, dass sie sich auch auf die Kolleginnen und Kollegen stützen dürfen. Das erzeugt Sicherheit und damit Zufriedenheit im häufig stressigen Tagesablauf.
Die Kurse in Hannover sind ausgebucht, auch Mitarbeitende anderer Kliniken sind gern gesehen. Die Fluktuation des Personals in der Kinderonkologie an der MHH ist überdurchschnittlich gering. Mission erfüllt.