Bilder
"Der Fotograf ist in einem nervenärztlichen Haushalt aufgewachsen. Sein Vater behandelte, damals noch üblich, neurologisch und psychiatrisch Erkrankte. Dem Vater war es wichtig, dass seine Patienten ihn auch außerhalb der Klinik erreichen konnten, wenn sie der Schuh drückte. Deshalb war auch die Privatnummer kein Heiligtum. Handys gab es damals noch nicht, trotzdem konnte der ein oder andere Patient am Telefon beruhigt werden, manchmal wurde die Medikation angepasst. Schnell, unkompliziert und am Patientenwohl orientiert.
2021 hatte der Fotograf ein Déjà-vu, als er von der Versorgung psychotischer Patienten des UKE hörte. Nicht gefühlt gute, sondern evidenzbasierte Behandlung von schwer psychisch Erkrankten. Vermeidung von Drehtürpsychiatrie im stationären Bereich und ein, Sektoren und Fachgruppen übergreifendes Team von Behandlern, inklusive des Betriebs einer 24-stündigen Notfall-Telefonnummer, heutzutage natürlich mobil. Die Bildideen stapelten sich vor dem inneren Auge des Fotografen. Doch leider wurde ihm aus infektiologischen Gründen der Zutritt zur Klinik verwehrt. Jedes andere Medizinfoto-Projekt wäre damit gestorben. Das Besondere an dieser Form der Patienten-Versorgung ist jedoch, dass viele der Therapien nicht in der Klinik stattfinden. Das war auch die Rettung des Fotografen. Die fotografierten Spaziergänge, das Tischtennis-Turnier, die Teambesprechung, all diese Dinge finden auch ohne Fotografen im Freien statt. Für das Notfalltelefonat musste ein Kellergang herhalten, nach Aussage der Therapeuten gibt es kaum einen unpassenden Ort oder Zeitpunkt, an dem das Telefon nicht schon einmal geklingelt hätte. Für die Bebilderung der sehr wichtigen medikamentösen Therapie gab es keine Ausweichmöglichkeit, diese Gespräche finden im Arztzimmer statt. Glücklicherweise lag dieses Zimmer jedoch ebenerdig, sodass der Fotograf, geimpft, getestet und mit FFP 2 Maske versehen, durch das geöffnete Fenster fotografieren konnte. Der Fotograf hofft Ihnen mit seinen Bildern ein wenig der Begeisterung vermitteln zu können, mit der am UKE psychiatrische Versorgung auf diese neue Ebene gebracht worden ist."
Von Bertram Solcher, Hamburg im Juli 2021
Äußerungen unserer Gesprächspartner:innen und Autor:innen geben deren eigene Auffassungen wider. Die Christoph Lohfert Stiftung macht sich Äußerungen ihrer Gesprächspartner:innen in Interviews und Beiträgen nicht zu eigen.