Ein Projekt der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie (Direktor: Prof. Dr. med. Christian Kratz), Medizinische Hochschule Hannover. Der nachfolgende Text stammt aus der Broschüre zum Lohfert-Preis 2024.
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 2.200 Kinder an Krebs. Das stellt die Kinder selbst, ihre Familien und die Behandlungsteams der Kinderonkologie vor enorme Herausforderungen. Die speziellen Erkrankungen, eine komplexe Diagnostik und nebenwirkungsreiche Therapien erfordern hochqualifiziertes medizinisches und pflegerisches Personal, das sich der Risiken bewusst ist und kontinuierlich fortbildet. Das Ziel des SICKO-Projekts der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist es, die Behandlungsqualität und Fehlerkultur sowie die Sicherheit von Patient:innen, Familien und Mitarbeitenden zu verbessern. Dies soll vor allem durch die Stärkung der psychologischen Sicherheit im Team und die Verbesserung sicherheitsrelevanter Kompetenzen erreicht werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Förderung der Teamfähigkeit, interprofessionellen Kommunikation und Zusammenarbeit.
SICKO – Sicherheit in der Kinderonkologie – wurde im Jahr 2013 von Petra Tiroke, Prof. Dr. Lorenz Grigull und Birte Sänger an der MHH interprofessionell gegründet. Seitdem steht SICKO für ein Fortbildungsteam, das die Workshops kontinuierlich weiterentwickelt, individuell anpasst und Teams dabei hilft, ihre Stärken zu entdecken. Neben den fortwährend weiterentwickelten Trainingsangeboten erarbeitet das SICKO-Projektteam Innovationen für Prozesse und Standards im Arbeitsalltag. Hierzu gehören
beispielsweise die Einführung von Checklisten für invasive Prozeduren, aber auch der Notfallkoffer für Zwischenfälle mit Chemotherapeutika oder tägliche Team-Briefings
in der Tagesklinik. Zudem ist das Team in das Risikomanagement der Klinik eingebunden, um durch die Analyse von Zwischenfällen und Erarbeitung von Prozessverbesserungen nachhaltig die Behandlungsqualität zu verbessern.
• SICKO Classic: Der Schwerpunkt der zweitägigen Workshops liegt auf den Themen Interaktivität, Praxisnähe und Arbeit im interprofessionellen Team. Die Teilnehmenden
(mit und ohne Berufserfahrung) erwerben grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten, die für den Bereich Kinderonkologie erforderlich sind. Neben der theoretischen Vermittlung zu Kommunikationstechniken und Perspektivenwechsel werden umfassend praktische Fertigkeiten in realitätsnahen Beispielen im Rahmen von Simulationstrainings ausprobiert und diskutiert.
• SICKO Mobil: mobile Variante von SICKO Classic für Inhouse-Workshops deutschlandweit.
• SICKO Digital: ergänzt SICKO Classic und SICKO Mobil mit Online-Inhalten für standortübergreifendende, digitale und asynchrone Fortbildung.
• SICKO Junior: Medizinstudierende ab dem vierten Studienjahr und Auszubildende in der Pflege ab dem dritten Ausbildungsjahr trainieren gemeinsam in einem
eintägigen Workshop. Das Ziel: Bewusstsein für die Stärken des interprofessionellen Lernens und die Arbeit im Team zu schaffen – bereits vor dem ersten Arbeitstag.
• SICKO Train the Trainer: Dieses Programm qualifiziert und stärkt Multiplikator:innen, insbesondere Pflegende, in der Rolle als Lehrende für SICKO-Workshops in der eigenen Klinik.
Rund 600 Pflegekräfte, Mediziner:innen sowie Auszubildende und Studierende aus 25 Kliniken in Deutschland haben bisher an den Workshops teilgenommen. Die Ergebnisse des Projekts werden regelmäßig veröffentlicht und auf Fachkonferenzen präsentiert. Das Projekt zeigt, dass interprofessionelle Fortbildungen und Prozessverbesserungen, die durch Mitarbeitende initiiert werden, die Behandlungsteams stärken und weiter professionalisieren können. Das SICKO-Konzept trägt dazu bei, die Arbeitsbedingungen, Sicherheit und nicht zuletzt die Versorgungsqualität in der Kinderonkologie in Deutschland langfristig zu verbessern.
Hören Sie dazu auch das Interview mit Dr. Urs Mücke und Anna-Lena Herbach
Das Preisgeld unterstützt die langfristige Wirkung des SICKO-Projekts: Mit einem Training für Mitarbeitende und Lehrende soll das Thema Resilienz verstärkt in SICKO-Workshops integriert werden. Zur weiteren Verstetigung sollen digitale Angebote inhaltlich erweitert werden. Das Preisgeld soll außerdem zur Finanzierung eines interprofessionellen SICKO-Symposiums beitragen, wo die Projekterkenntnisse weitergegeben und die Vernetzung in der Kinderonkologie vorangetrieben werden können.
Initiale Förderung durch den Elternverein krebskranker Kinder Hannover, inzwischen gefördert von der Deutschen Kinderkrebsstiftung.
Kontaktdaten: Dr. med. Urs Mücke, Klinik für Päd. Hämatologie und Onkologie, Medizinische Hochschule Hannover, OE 6780, Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover, Muecke.Urs@mh-hannover.de
Der Text wurde der Broschüre entnommen und basiert - leicht redaktionell bearbeitet - auf dem Bewerbungstext des Preisträgers.