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Über das Projekt "Charité PROM Rollout"

Die regelmäßige Erfassung der selbst-berichteten Gesundheit verbessert die Kommunikation zwischen medizinischem Personal und Patient:innen - darüber hinaus soll sie generell die patientenorientierte medizinische Behandlung an der Charité fördern.

Ein Projekt der Charité – Universitätsmedizin Berlin unter Federführung des Charité Center for Patient-Centered Outcomes Research im Auftrag des Vorstands für Krankenversorgung der Charité, Prof. Dr. Martin E. Kreis, Nadine Gajewski. Der nachfolgende Text stammt aus der Broschüre zum Lohfert-Preis 2023.

Das Projektteam (v.ln.r./von hinten nach vorne): Dr. Christoph Paul Klapproth, PD Dr. Felix Fischer, PD Dr. Maria Margarete Karsten, Prof. Dr. Matthias Rose, Dr. Andrea Figura,  Claudia Hartmann, Dr. Alizé Rogge
Das Projektteam (v.ln.r./von hinten nach vorne): Dr. Christoph Paul Klapproth, PD Dr. Felix Fischer, PD Dr. Maria Margarete Karsten, Prof. Dr. Matthias Rose, Dr. Andrea Figura, Claudia Hartmann, Dr. Alizé Rogge

 

Projekthintergrund

Die medizinische Versorgung in Deutschland steht vor vielen Herausforderungen. Die Gesellschaft altert, chronische Erkrankungen und Komorbiditäten nehmen zu. Gleichzeitig steigen die Kosten für innovative Behandlungen, während diese weiter individualisiert werden. Neue Ansätze zur wissenschaftlichen Evaluation der Wirksamkeit von Behandlungen und angepasste Kommunikationsformen zwischen Patient:innen und Behandler:innen werden daher dringend benötigt. Die systematische Erfassung und Integration der Patient:innenperspektive in die medizinische Versorgung mittels „Patient-Reported Outcome Measures“ (PROMs) ist dabei eine zentrale Voraussetzung.

Broschüre zum Download

Im Rahmen der Strategie Charité 2030 „Wir denken Gesundheit neu“ soll dieser individuelle Ansatz der Patient:innenversorgung großflächig in der Routineversorgung im Universitätsklinikum umgesetzt werden. Das Wohlbefinden der Patient:innen wird hierbei konsequent vor, während und nach der Behandlung erfasst. Dafür werden standardisierte Fragebögen eingesetzt, die die relevanten Gesundheitsaspekte – die Patient-Reported Outcomes – aus Sicht der Patient:innen abbilden.

Zur Begrüßung ein Tablet: Die PROs an der Charité werden mithilfe eines digitalen Fragebogens gemessen. Schon bei der Anamnese beantworten die Patient:innen auch PRO-Fragen zu Symptomen, Gesundheitseinschränkungen und Lebensqualität.
Zur Begrüßung ein Tablet: Die PROs an der Charité werden mithilfe eines digitalen Fragebogens gemessen. Schon bei der Anamnese beantworten die Patient:innen auch PRO-Fragen zu Symptomen, Gesundheitseinschränkungen und Lebensqualität.

 

Ziel der flächendeckenden und standardisierten Erfassung der selbst-berichteten Gesundheit bei allen Patient:innen der Charité ist es,

• die Ärzt:innen-Patient:innen-Kommunikation zu verbessern,
• die individuellen Behandlungswege zu optimieren und
• wiederholte Notfallbesuche und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.

Im Gespräch: Auch nach der OP werden die PROs erhoben und liegen dem behandelnden Arzt vor dem Gespräch mit der Patientin vor. Gemeinsam lassen sich potenziell kritische Punkte direkt besprechen, Entwicklungen aufzeigen und weitere Schritte vereinbaren.
Im Gespräch: Auch nach der OP werden die PROs erhoben und liegen dem behandelnden Arzt vor dem Gespräch mit der Patientin vor. Gemeinsam lassen sich potenziell kritische Punkte direkt besprechen, Entwicklungen aufzeigen und weitere Schritte vereinbaren.
 
Vorbereitung des Projekts

Zunächst wurden ein Standarderhebungsinstrument zur Messung der PROs definiert sowie die technischen Anforderungen und Abläufe geplant. Anschließend erfolgte die Integration in das Krankenhausinformationssystem und in die elektronische Patientenakte. Risiken bei der Erhebung und Verarbeitung personenbezogener Daten (Ethikantrag, Datenschutzfolgeabschätzung) wurden bewertet und eine Kommunikationsstrategie sowie ein Schulungskonzept entwickelt.

PRO-Daten: Die regelmäßige Rückmeldung der Patient:innen auch nach der Behandlung ermöglicht Therapievergleiche v. a. im Hinblick auf die berichtete Symptomlast und die Lebensqualität. Grundvoraussetzung: die digitale Verfügbarkeit der Daten und die umfassende Möglichkeit zur (anonymisierten) Aufbereitung.
PRO-Daten: Die regelmäßige Rückmeldung der Patient:innen auch nach der Behandlung ermöglicht Therapievergleiche v. a. im Hinblick auf die berichtete Symptomlast und die Lebensqualität. Grundvoraussetzung: die digitale Verfügbarkeit der Daten und die umfassende Möglichkeit zur (anonymisierten) Aufbereitung.
 
Pilotierung

Die Einführung der PROMs erfolgte bislang in sechs ausgewählten Klinken mit jeweils demselben Ablauf:

  1. Eintägige Schulung des ärztlichen und pflegerischen Klinikpersonals
  2. Benennen je eines oder einer Verantwortlichen auf ärztlicher und pflegerischer Seite
  3. Vertiefende Schulung und zweitägiger Support zum Start durch das Projektteam des Charité Center for Patient-Centered Outcomes Research
  4. Vier Wochen nach Beginn: Nutzen-Evaluation hinsichtlich Machbarkeit, Akzeptanz, Usability und technischer Probleme anhand von qualitativen Befragungen und Fokusgruppen
  5. Anpassung der PRO-Inhalte und Prozesse sowie Entwicklung von Standard Operating Procedures (SOP)
Projektimplementierung

Im nächsten Schritt erfolgt die flachendeckende Implementierung in allen Klinken der Charité. Der Patient:innen-Einschluss sowie die Teilnahme- und Rücklaufquoten werden engmaschig verfolgt und in Feedback- und Datenanalysen ausgewertet. Zudem werden interdisziplinäre Austausch-, Informations- und Beratungsformate geschaffen.

In der anschließenden Etablierungsphase werden die Ergebnisse der laufenden PRO-Erhebung wissenschaftlich und zur Qualitätssicherung und -verbesserung regelmäßig ausgewertet und veröffentlicht.

Charité-weites PROM Rollout: Zu Beginn der PRO-Nutzung führt das Projektteam des Charité Center for Patient-Centered Outcomes Research eine eintägige Schulung für das ärztliche und pflegerische Personal der Klinik durch. Je besser die PROs in die klinischen Routinen einbezogen werden, desto größer ist ihr Effekt – und für eine besonders gelungene Integration ist eine Prämie geplant.
Charité-weites PROM Rollout: Zu Beginn der PRO-Nutzung führt das Projektteam des Charité Center for Patient-Centered Outcomes Research eine eintägige Schulung für das ärztliche und pflegerische Personal der Klinik durch. Je besser die PROs in die klinischen Routinen einbezogen werden, desto größer ist ihr Effekt – und für eine besonders gelungene Integration ist eine Prämie geplant.
 
Ergebnisse

Das Projekt befindet sich gegenwärtig in der Pilotierungsphase. Die administrativen Voraussetzungen der PRO-Erhebung wurden geschaffen. Als PROM-Standard an der Charité wurde ein krankheitsübergreifender Fragebogen (PROMIS-29 + 4 Profile) definiert.

Dieser erfasst acht Kerndomänen der Gesundheit: körperliche Funktionsfähigkeit, Schmerzbeeinträchtigung, Schlaf, Erschöpfung, Angst, Depressivität, kognitive Funktionsfähigkeit, soziale Teilhabe.

Die routinemäßigen PROMs sind bereits im Brustzentrum, Wirbelsäulenzentrum, in der Orthopädie, der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik etabliert. Aktuell wird die Implementierung in der Gastroenterologie, Urologie, Endokrinologie und Nephrologie durchgeführt.

Weitere wichtige Schritte sind die Professionalisierung und Standardisierung: Mit Hilfe von FAQs und Schulungsvideos soll der administrative Aufwand verringert werden. Netzwerkangebote können das Wissen über PROs vertiefen und die Nutzungstiefe erhöhen. Langfristig sollen die PRO-Daten im Rahmen von Qualitätskonferenzen auch zur Kliniksteuerung und für die Entwicklung von individuellen Therapieplänen eingesetzt werden.

Hören Sie dazu auch das Interview mit Matthias Rose

Verwendung des Preisgeldes

Mit den Preismitteln soll über die nächsten fünf Jahre pflegerisches und ärztliches Personal an der Charité prämiert werden, das sich in besonderer Weise um die klinische Anwendung von PROs verdient gemacht hat, zum Beispiel durch einen beispielhaften Einbezug von PROs in

klinischen Routinen. Die Entscheidung über die Preisträger soll von einer interdisziplinären Jury aus PROM-Anwender:innen und -expert:innen sowie Patient:innen getroffen werden. Wir erhoffen uns von dieser Inzentivierung, die nachhaltige Implementierung von PROMs in der klinischen Versorgung zu fördern.

Kontaktdaten: PD Dr. rer. nat. Felix Fischer, Charité Center for Patient-Centered Outcomes Research, Charité –Universitätsmedizin Berlin, felix.fischer@charite.de

Der Text wurde der Broschüre entnommen und basiert - leicht redaktionell bearbeitet - auf dem Bewerbungstext des Preisträgers.

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