»Medizin neu denken« setzt voraus, auch das bisherige Verständnis von Krankheit und Gesundheit zu hinterfragen und neu zu bewerten. Ich freue mich, dass der Lohfert-Preis in diesem Jahr damit kein einfaches, aber ein unerlässliches Thema im Wandel hin zu einer patientenorientierten Gesundheitsversorgung adressiert.
Im Kontext der Behandlung wird die individuelle Wahrnehmung der Patientinnen und Patienten zu ihrem Gesundheitszustand noch viel zu selten berücksichtigt. Denn Gesundheit ist kein rein medizinisch zu bewertendes Gut, sondern, in Anlehnung an die WHO, insbesondere auch das Wohlbefinden jeder und jedes Einzelnen. Dieses zu beurteilen, sind allein die Patientinnen und Patienten selbst imstande, und deshalb freut es mich außerordentlich, dass ebendies der Kerngedanke im Modell des diesjährigen Preisträgerprojekts ist.
Mithilfe von PRO können nicht nur die Effekte von Behandlungen auf Lebensqualität sichtbar gemacht werden, sondern auch die Perspektiven der Patientinnen und Patienten in eine gemeinsame Entscheidungsfindung mit den Behandelnden einfließen. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zu einer individualisierten Gesundheitsversorgung, und ich gratuliere herzlich zu der verdienten Auszeichnung.
Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) sind wesentliche Bausteine für eine patientenzentrierte Versorgung: Die Patient:innen berichten selbst über die körperliche Funktionsfähigkeit, Schmerzen, Erschöpfung, Angst, soziale Teilhabe uvm. – vor, während und nach ihrem stationären Aufenthalt.
Mit dem Projekt PROM Rollout der Charité wird nun erstmals eine systematische Erfassung der selbst-berichteten Gesundheit über ein gesamtes Klinikum ausgerollt. Der Einsatz von PROMs fördert den interdisziplinären Austausch; die PRO-Daten sind Grundlage für einrichtungsinterne Qualitätskonferenzen und eine Kliniksteuerung, die sich abteilungsübergreifend auf die Bedarfe der Patient:innen ausrichtet.
Mit dem Projekt Charité PROM Rollout wird ein Paradigmenwechsel vollzogen: Von einer krankheitszentrierten Organisation zu einer gesundheits- und patientenzentrierten Ausrichtung. Ich möchte allen Teilnehmer:innen des Projekts, den Mitarbeiter:innen und den Patient:innen meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Die Idee, dass die Patient:innen im Mittelpunkt der Organisation der Versorgungsprozesse stehen sollen, nimmt endlich Gestalt an.