SAPREMO will transsektoral die polypharmazeutische Versorgung geriatrischer Patienten auch ambulant verbessern und durch Medikamente verursachte Neben- und Wechselwirkungen reduzieren. Das Projekt setzt auf den Abbau interprofessioneller Barrieren und führt zu diesem Zweck unter anderem Fortbildungsworkshops zur Medikamentengabe bei älteren Patienten durch. Ziel ist vor allem die Prävention medikamentös verursachter Gedächtnisstörungen und Sturzereignisse. Das Projekt wurde von Dr. med. Ursula Wolf konzipiert und startete 2016. Dr. Wolf führte bisher elf Workshops mit 272 interprofessionellen Teilnehmenden (Hausärzte, Pflegeberufsangehörige und Pharmazeuten) durch.
Das Projekt ASTRA-(Algorithms for Seniors‘ Therapy Amelioration) ist eine patientenorientierte, individualisierte Präzisionsmedizin durch Medikationsanalysen zur Verbesserung der Polypharmazie im Alter. Es stützt sich auf die Zusammenarbeit mit einem kontinuierlichen Team in der Alterstraumatologie unter Leitung von Dr. Rüdiger Neef (Abt. für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, UKH) und trägt zur Prävention von Sturzereignissen, Nierenfunktionsverschlechterung und kognitiven Funktionsstörungen bei.
Kernelement des Projekts sind individuelle Patienten- und Medikationsreviews, die auf Grundlage der vollständig digitalisierten Patientendokumentation in der Alterstraumatologie und den Intensivstationen des UK Halle durchgeführt werden.
Die medikamentöse Therapie jedes Patienten wird täglich – im Lichte seiner gesamten Medikationsliste, Vorerkrankungen und Diagnosen, Operationen, tagesaktuellen Laborparameter und sämtlicher Vitalparameter – ausführlich und umfassend analysiert. Diese Analyse berücksichtigt sämtliche Fachinformationen aller Medikamente, sowie die relevanten Leitlinien, Standard Operating Procedures (SOPs) und weitere Fachliteratur und ist stets eine Synopsis von Innerer Medizin und klinischer Pharmakologie. Neben Wechselwirkungen im Rahmen der Polypharmazie sind es besonders die additiven Medikamenten- und unerwünschten Wirkungen mit Notwendigkeit der zeitigen Dosisadaptionen bei Organfunktionseinbußen, die Aufmerksamkeit erfordern.
1. Erfassung aller aktuellen Medikamente (unter Berücksichtigung der täglichen Änderungen auf Intensivstationen) und der mitgebrachten Medikationsliste
2. Erfassung aller Diagnosen, Operationen und der aktuellen klinisch vordergründigen Problematiken
3. Erfassung sämtlicher Laborparameter (Organfunktionen und Ersatztherapien)
4. Vitalfunktionen und Blutgasanalysen v.a. im Verlauf, Gewicht, Ernährungssonden
5. Erfassung der kontinuierlichen Patienten-Verlaufsdokumentationen der Kollegen
6. Prüfung sämtlicher applizierter Medikamente über ihre Fachinformation und deren Anwendung auf die täglich (s.o.) aktualisierte Patientensituation:
– Hinweise auf Kontraindikationen?
– Warnhinweise?
– Additive Wirkungen?
– Additive unerwünschte Arzneimittelwirkungen?
– Wechselwirkungen, pharmakodynamisch und/oder pharmakokinetisch?
– Überdosierungen?
– Evtl. Doppelverordnung, fehlende Verordnung, Fehlverordnung?
– Zeitliche Applikationsaspekte/ Unverträglichkeiten
AMTS-Aktionsplan 2016 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2016/aktionsplan-amts.html
Bundesverband der Deutschen Krankenhausapotheker: www.adka.de
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.: www.abda.de
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: hwww.bfarm.de
Bundeseinheitlicher Medikationsplan (BMP): www.kbv.de/html/24910.php
International Medication Safety Network www.intmedsafe.net/
Koordinierungsgruppe AMTS des Bundesgesundheitsministeriums: www.akdae.de/AMTS/
Medication without harm: Video zur WHO Kampagne: https://youtu.be/MWUM7LIXDeA
Sapremo: www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/documents/2018-01/004_Kurzbeschreibung_SAPREMO.pdf
To err is human: http://www.supersalud.gob.cl/observatorio/671/articles-14460_recurso_1.pdf
TOP Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit: https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/top-transsektorale-optimierung-der-patientensicherheit.367
Die EU zur Pharmakovigilanz: https://ec.europa.eu/health/human-use/pharmacovigilance_en
APS- Handlungsempfehlung: Gute Verordnungspraxis in der Arzneimitteltherapie (https://www.aps-ev.de/hempfehlungen/gute-verordnungspraxis-in-der-arzneimitteltherapie/) (Interview mit Thürmann)
BARMER Arzneimittelreport 2020: www.barmer.de/blob/254084/b1fa6438da1c611b757a7b74b982f62a/data/dl-barmer-arzneimittelreport.pdf
Bundesverband der Deutschen Krankenhausapotheker, Frank Dörje, Dr. Manfred Haber, Dr. Michael Baehr: Closed Loop Medication Management – ein Muss für die Klinik 4.0, Management & Krankenhaus 9/2018 https://www.adka.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=2721&token=e20eac748cf3cfbe83e422b7ef4a0df81e1ff4c2
Grandt, Daniel: Warum gelingt es nicht (die Folgen von) Medikations-fehler(n) zu vermeiden, obwohl dies möglich wäre? www.akdae.de/Fortbildung/Vortraege/APS/Medikationsfehler-Vermeidung.pdf
Köberle, U. Stammschulte, T., Gundert-Remy, U., Pitzer, M., Bräutigam, K.: Erfassung und Bewertung von Medikationsfehlern, Springer Verlag 2018 https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-018-2779-y
Jaehde, Ulrich, Thürmann, Petra: Arzneimitteltherapiesicherheit bei Heimbewohnern, Springer Verlag https://bit.ly/2FwH4Ib
Schaeffer, D., Hurrelmann, K., Bauer, U. und Kolpatzik, K. (Hrsg.): Kurzfassung Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. Berlin: KomPart 2018. www.hertie-school.org/fileadmin/4_Debate/Debate_Photos_Downloads/2018/2018-02-19_NAP_press_release/Zusammenfassung_Nationaler_Aktionsplan.pdf
Schmitt-Sausen, N.: Digitale Krankenhausapotheke: Der Zeit voraus, Deutsches Ärzteblatt 2016 https://www.aerzteblatt.de/archiv/182371/Digitale-Krankenhausapotheke-Der-Zeit-voraus
Sommer, H., Dwenger, A., Referat 111, Bundesministerium für Gesundheit: Der Aktionsplan des Bundesministeriums für Gesundheit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme, Springer Verlag, https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00103-018-2778-z