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Ethik-first

Hintergrund: Eine stabile psychische Gesundheit und Wohlbefinden des Personals sind wichtige Voraussetzungen für die Patient:innenversorgung und -sicherheit. Zu den in Deutschland noch wenig beachteten, in hierarchischen Strukturen wie dem Gesundheitswesen aber besonders wirkmächtigen Formen von Stress gehört Moral Distress. Auslöser von Moral Distress können exemplarisch Situationen wie diese sein:
• Moralische Wertekonflikte: Eine junge Patientin mit einer Essstörung verweigert jedes therapeutische Angebot und droht zu versterben. Wann ist eine Ernährung gegen ihren Willen geboten?
• Unsicherheit bei moralisch komplexen Fragestellungen: Ein Patient bittet um Suizidassistenz. Wie soll ich reagieren?
• Einschränkungen im hierarchischen Gesundheitssystem nach den eigenen Wertvorstellungen Patient:innen zu versorgen: Ich erlebe, wie ein Vorgesetzter verbalen Druck auf eine Patientin ausübt, um seine eigenen Therapievorstellungen durchzusetzen.

Insbesondere wenn sich jungen Ärzt:innen im Klinikalltag erstmals derartige moralisch herausfordernden Fragen stellen, können diese eine große Belastungen darstellen. Mangelnde Supervision in einem chronisch unterbesetzten System verstärkt im ohnehin stressigen Arbeitsalltag die Belastung durch moralisch komplexe Fragen. Derartige Situationen können Moral Distress auslösen, der mit Angst, Depression und Cool out einhergehen und dazu führen kann, dass der Beruf in der Krankenversorgung aufgegeben wird. Medizinstudierende werden nur wenig auf diese Themen vorbereitet, da sie nur marginal im Pflichtcurriculum für Humanmedizin und den Weiterbildungsordnungen vertreten sind.

Ziel des Projektes Ethik First am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel ist es, diese Lücke mit einem freiwilligen extracurricularen Angebot zu schließen und Medizinstudierende ab dem ersten klinischen Semester sowie im Praktischen Jahr und Ärzt:innen in Weiterbildung im Umgang mit moralischen Dilemmata im Klinikalltag zu unterstützen.

Umsetzung: Dazu finden seit 2017 regelmäßige durch klinische Ethikerinnen supervidierte Fallbesprechungen statt, in denen persönlich erlebte, moralisch belastende Situationen gemeinsam besprochen werden.

Ergebnisse: Ethik First stärkt die Rolle ethischer Aspekte in der Ausbildung (angehender) Ärzt:innen und stellt die Reflexion realer Fälle in den Mittelpunkt. Erste Evaluationsergebnisse des Angebotes, eine wissenschaftliche Publikation und mehrere Presseberichte liegen vor.

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