Die Ausbildung auf Assistenzarztniveau in der Schweiz gilt offiziell als gut. Dennoch gibt es gemäss den jährlichen Umfragen von der FMH (entspricht der deutschen Bundesärztekammer) und dem Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung Verbesserungspotenzial. Das Spital Oberengadin in Samedan liegt in einer attraktiven alpinen Tourismusregion. Die Dienstplanung und die praktisch-chirurgische Ausbildung der Assistent:innen ist infolge der ausgeprägten saisonalen und wetterabhängigen Schwankungen eine Herausforderung.
Bei starkem Patent:innenaufkommen muss das Kader gleichzeitig die Notfallstation und den Operationssaal betreuen. Dies führt zu verlängerten Wartezeiten im Notfall und beschränkter Zeit für Ausbildungsansprüche der Assistent:innen. Daher wurde im November 2020 ein Mentoringprojekt gestartet: Zwei pensionierte Chefärzte sind alternierend für insgesamt zehn Tage pro Monat exklusiv für den Notfall zuständig. Alle Patientinnen und Patienten werden mit den verantwortlichen Assistent:innen ausführlich besprochen, die Diagnostik eingeleitet und die Therapie geplant.
Kleinere Eingriffe wie Wundversorgungen, Einlage von Thoraxdrainagen und Reposition von ausgekugelten Schultern werden persönlich angeleitet. Die Zufriedenheit der auszubildenden Assistentinnen und Assistenten hat nachweislich zugenommen. Gleichzeitig kann das Kader sich in Ruhe auf die Arbeit im Operationssaal konzentrieren. Es häufen sich positive Rückmeldungen sowohl vom Pflegedienst als auch von und Patient:innenseite.