Hintergrund: Das postoperative Delir (POD) ist eine häufige Komplikation nach chirurgischen Eingriffen. Es ist u.a. assoziiert mit längerer Intensiv- und Krankenhausliegedauer, kognitiver Einschränkung bis hin zu Pflegebedürftigkeit und erhöhter 1-Jahres-Mortalität. Das Risiko für die Entwicklung eines POD steigt mit biographischem und biologischem Alter, Komorbiditätslast und Eingriffsschwere, sodass das Thema in der Herzchirurgie in besonderem Maße akut ist.
Ziele: Ziel des Projekts ist die Bereitstellung von Fachkompetenz am Krankenbett zur verbesserten Erkennung des POD und zur Verbesserung der Adhärenz zu aktuellen Leitlinien zur Delirprävention. Im Ergebnis soll möglichst vielen Patient:innen das POD und seine Langzeitfolgen erspart bleiben. Ebenfalls Ziel ist die Förderung der Fachpflege und der Personalretention durch das Angebot eines Arbeitsplatzes mit einem hohen Maß an Autonomie, wissenschaftlicher Arbeit und abseits der Akutversorgung im Zentral-OP, wo die Arbeit in höherem Maße stressbehaftet ist. Insb. ältere oder chronisch erkrankte Mitarbeiter:innen sind häufig überlastet. Diesen wichtigen Kolleg:innen bieten die OP-Paten eine Perspektive, die ruhigere Arbeitsbedingungen mit Weiterentwicklung und Förderung vereint.
Umsetzung: Die „OP-Paten“ wurden seit Anfang 2020 graduell implementiert und sind derzeit mit 3,64 Vollzeitstellen, 6 Kolleg:innen, eigenen Räumlichkeiten und Materialausstattung voll in die klinischen Prozesse integriert. Sie visitieren Patient:innen vor der OP zur Statuserhebung (Fried-Frailty, kognitive Frailty, weitere Risikofaktoren) und postoperativ für drei Tage, um strukturiert das Auftreten eines POD, aber auch subsyndromale Kognitionseinschränkungen, Schmerzen und Übelkeit zu erfassen. Kolleg:innen mit variablen Stellenanteilen organisieren die Aufnahmeuntersuchungen und Visiten selbstständig, inklusive Wochenenden, melden Befunde an die behandelnden Facheinheiten zurück, machen Behandlungsvorschläge und stehen für Rückfragen zu leitliniengerechter Behandlung zur Verfügung.
Ergebnisse: Seit der Einführung des OP-Paten-Konzeptes ist die Delirinzidenz kontinuierlich auf unter 40% des Ausgangswertes gesunken. Es wurden Kommunikationswege zur Umsetzung einer interdisziplinären, leitliniengerechten perioperativen Betreuung nachhaltig etabliert. Die OP-Paten schätzen ihren Arbeitsplatz für die selbstbestimmte Tätigkeit mit hohem erlebtem Mehrwert für die Patient:innen in einem fachlich anspruchsvollen Kontext.