Gesundheit ist ein wichtiger Aspekt von gesellschaftlicher Teilhabe. Bei Menschen mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung werden Krankheiten oft nicht rechtzeitig erkannt und angemessen behandelt. Sie erleiden häufiger Schmerzen, das Risiko eines frühzeitigen Todes steigt. Mit dem Projekt Krankenhaus Inklusiv möchte das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf (EKA) in Hamburg die Versorgung dieser Patient:innen im Krankenhaus erheblich verbessern. Gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg wurde ein Qualitätsvertrag vereinbart, in dem bundesweit erstmalig Qualitätsstandards zur Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung oder schwerer Mehrfachbehinderungen im Krankenhaus definiert werden.
Das EKA hat in Hamburg einen besonderen Versorgungsauftrag für Menschen mit Behinderung. Ziel ist es, eine angstfreie und vor allem auch selbstbestimmte Versorgung dieser Patient:innen im Krankenhaus zu ermöglichen. Es soll eine medizinisch optimale Behandlung stattfinden, aber auch die Selbstbestimmung und die Teilhabe der Patient:innen gefördert werden. Gleichzeitig sollen aber auch die Mitarbeitenden im Krankenhaus entlastet werden. Den Patient:innen werden Lots:innen zur Seite gestellt, die viele Fragestellungen vorab klären können. Das medizinische Personal kann sich so auf die medizinisch optimale Behandlung und Pflege im Krankenhaus konzentrieren. Durch die verbesserte Kommunikation mittels der Lots:innen kann somit auch eine bessere medizinische Versorgung dieser Patient:innen erfolgen, da Krankheiten schneller erkannt und behandelt werden. Auch eine mögliche Überforderungen des Personals, z.B. durch herausforderndes Verhalten dieser betreuungsintensiveren Patient:innen und daraus resultierender Stress für alle Beteiligten werden reduziert.
Mit Einzelmaßnahmen wie einem optimierten Aufnahme- und Entlassmanagement, multiprofessionellen Fallkonferenzen, der Sicherstellung einer lückenlosen Anschlussversorgung, dem Einsatz von Lots:innen als feste Bezugspersonen, Vorab-Erfassung individueller Patient:innen-Bedürfnisse sowie der Unterstützung der Kommunikation werden die vereinbarten Qualitätsstandards praktisch umgesetzt. Aufgrund seines Erfolgs und des nachweislichen Bedarfs im EKA in den Jahren von Oktober 2020 bis Juni 2023 wurde der Qualitätsvertrag zwischenzeitlich bereits bis Juni 2028 verlängert. Perspektivisch soll anhand der Evaluationsergebnisse die Überführung des Projekts Krankenhaus Inklusiv in die Regelversorgung ermöglicht werden.