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Innovativer, digitaler Workflow für Kinder mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten

Hintergrund

Eines von 700 Kindern kommt mit einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte zur Welt. Diese Kinder benötigen in den ersten Lebensjahren zum Teil mehrere Operationen, um Form und Funktion (Schlucken, Sprechen, Hören) wiederherzustellen. Die Dokumentation der ursprünglichen Fehlbildung vor jeder Behandlung gehört laut World Health Organization (WHO) zum Standard. Aufgrund der Komplexität der Fehlbildung muss dies dreidimensional (3D) erfolgen. Seit Jahren wird bei Kindern eine Abformung des Gaumens wie beim Zahnarzt durchgeführt und ein Gipsmodell hergestellt. Dieses Modell ermöglicht auch die Anfertigung von prächirurgischen Hilfsmitteln, sogenannte Gaumenplatten.

Bei Neugeborenen und Kleinkindern ist die Abformung ressourcenintensiv und erfordert erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Infolge des Risikos für Atemwegsverlegungen durch die Abformmasse wird diese Abformung durch Spezialisten aus der Kiefer-Gesichtschirurgie oder Kieferorthopädie mit zusätzlich Pädiatrie und Neonatologie für Intubationsbereitschaft oder gar in Narkose mit Anästhesie, durchgeführt. Teilweise wird angesichts von Ressourcenknappheit oder nach Komplikationen ganz auf die Abformung und somit auf die Basis-Dokumentation der Fehlbildung, als auch auf die prächirurgische Gaumenplatte verzichtet.

Ziel

Projektziel war es, die risikobehaftete und personalintensive Abformung mittels Abformmasse bei Neugeborenen und Kindern mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-Fehlbildung durch eine sichere und nachhaltige digitale Lösung zu ersetzen. Die geforderte Dokumentationspflicht sollte erfüllt und die prächirurgische Therapieoption bei Bedarf immer angeboten werden können.

Umsetzung

Als Innovation wurde ein digitaler 3D-Scanner für die Dokumentation der Fehlbildungen verwendet, um von Geburt bis zuden Operationen eine konsequente digitale Dokumentation zu gewährleisten. Im Vergleich zur konventionellen Abformung konnte die Genauigkeit der Abformung durch das digitale Scannen der Fehlbildung verbessert werden. Die Sicherheit und der Prozess wurden in wissenschaftlichen Publikationen nachgewiesen. Der Workflow wurde komplett digitalisiert mit 3D Druck der Fehlbildungsanatomie, dem „in silico“ design von Gaumenplatten und dem 3D Druck mit biokompatiblem Material. Der voll digitalisierte Prozess hat sich in der klinischen Praxis in einem universitären Netzwerk zur Versorgung von Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten an Partnerspitälern national und transnational als sichere und nachhaltige Lösung etabliert.

Förderung: Propatient Forschungsstiftung Universitätsspital Basel (https://www.propatient.ch/de-ch/projekte/gefoerderte-projekte/lippen-kiefer-gaumenspalte)

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