Bei Rettungseinsätzen im In- und Ausland müssen Ärzt:innen und Sanitäter:innen innerhalb kürzester Zeit wichtige Informationen über den Gesundheitszustand ihrer Patient:innen gewinnen, um sicher und zielgenau behandeln zu können. Doch was tun, wenn die betroffene Person die Sprache der Helfenden nicht versteht , und niemand da ist, der übersetzen kann?
Das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und die Firma aidminutes GmbH haben dafür in einem gemeinsamen Forschungsprojekt eine Lösung entwickelt: die digitale Kommunikationshilfe aidminutes.rescue. Dabei handelt es sich um eine umfangreiche App, die es Rettungsdienstmitarbeitern ermöglicht, Patient:innen in mehr als 40 Sprachen alle für das weitere Vorgehen relevanten Fragen zu stellen und ihnen wichtige Informationen zu geben. Alle Inhalte sind nach rettungsdienstlichen Kriterien sortiert und in Sekundenschnelle auffindbar. Nicht nur die Patienten-, auch die Bedienungssprache ist frei wählbar. Damit ist aidminutes.rescue auch in anderen Ländern nutzbar. Seit Freigabe der App in den App Stores im Mai 2020 wurde aidminutes.rescue fast 100.000 Mal installiert (Stand: Januar 2023). Die Anzahl der Nutzungen liegt im Millionenbereich, ein beträchtlicher Teil davon im Ausland. Berichten von Mitarbeitern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Koordinatoren ausländischer Rettungseinsätze zufolge wird die App u. a. entlang der Fluchtroute aus der Ukraine und zuvor Belarus genutzt.
aidminutes.rescue wurde von der UMG wissenschaftlich evaluiert. Erste Projektergebnisse sind in namhaften nationalen und internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht. Eine klinische Studie belegt eine relevante Verbesserung der Verständigungsqualität, beeindruckend gute Nutzerfreundlichkeit sowie gute Nutzbarkeit im Rettungseinsatz. Längst wird die App auch in anderen Bereichen der Gesundheitsversorgung eingesetzt, so etwa in den während der SARS-CoV-2-Pandemie eingerichteten Fieberambulanzen sowie in vielen Praxen und Anlaufstellen der Geflüchteten-Versorgung. aidminutes.rescue verbessert die Dokumentationsqualität. Mittels der App lässt sich der Verlauf des Gesprächs mit den Patient:innen protokollieren, per QR-Code an digitale Einsatzdokumentationssysteme übergeben und rechtssicher dokumentieren. Das spart Zeit und Aufwand, verbessert den Informationsfluss zwischen Rettungsdienst und Notaufnahme und schont so eine der wichtigsten Ressourcen des Gesundheitssystems: die Kapazitäten des medizinisches Fachpersonals.
Förderung: Europäischer Sozialfonds, Land Niedersachsen, Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung Bundesministerium für Gesundheit