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Leitlinie als Hilfestellung, um eine Veränderung des klimaschädlicher Verordnungsverhaltens zu ermöglichen

Hintergrund

Das Gesundheitswesen ist in Deutschland für circa 5% der jährlichen CO2 Emissionen verantwortlich. Im primärärztlichen Versorgungsbereich verursacht die Verordnung von Medikamenten den größten CO2-Fußabdruck. Zur Behandlung chronischer Atemwegserkrankungen (Asthma und chronische Bronchitis) werden vorrangig inhalative Arzneimittel eingesetzt. Dabei wird zwischen Pulverinhalatoren (= dry powder inhaler, DPI) die den Wirkstoff in Pulverform enthalten und Dosieraerosolen (DA) unterschieden. Letztere nutzen Treibmittel, um den Wirkstoff in tiefe Lungenabschnitte zu transportieren. Diese Treibmittel sind starke Treibhausgase und haben dadurch ein sehr hohes Schädigungspotential für die Atmosphäre. In der Summe sind Dosieraerosole für 3.5% der Treibhausgasemissionen des gesamten britischen Gesundheitssystems verantwortlich, Zahlen für Deutschland liegen bislang nicht vor. Mit den Pulverinhalatoren steht eine klimafreundlichere Alternative mit gleicher Wirksamkeit zur Verfügung. Abgesehen von kleinen Kindern ist eine Ein- oder Umstellung auf Pulverinhalatoren für die meisten Menschen möglich und gut umsetzbar.

Ziel des Projektes

Das Wissen um die klimaschädliche Wirkung von Dosieraerosolen und die möglichen (umweltfreundlicheren) Alternativen ist in der Praxis noch nicht allgemein verbreitet. Medizinische Leitlinien sind ein mögliches Instrument, um das Handeln im Alltag zu beeinflussen. Ziel des Projektes war daher eine solche Leitlinie zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen. Die Leitlinie soll eine Hilfestellung geben, um eine Veränderung des Verordnungsverhaltens zu ermöglichen und dadurch den CO² Fußabdruck des Gesundheitswesens zu reduzieren.

Umsetzung

Die erste Fassung einer S1 Leitlinie wurde erstellt und in 3/2022 veröffentlicht. Seitdem wurden begleitende Unterstützungsmaterialien entwickelt. Für eine stärkere Verbreitung wird aktuell ein Upgrade der Leitlinie auf S2k Niveau unter Beteiligung weiterer Fachgesellschaften fertiggestellt. Die praktische Umsetzung der Empfehlungen und die damit verbundene Reduktion des CO2-Fußabdrucks konnten durch eine andere Arbeitsgruppe in einer klinischen Beobachtungsstudie demonstriert werden.

Fazit

Medikamente haben einen großen Anteil am ökologischen Fußabdruck des Gesundheitswesens. Die Berücksichtigung des Fußabdruckes und die Verordnung weniger klimaschädlicher Alternativen kann einen wesentlichen Beitrag in den Bestrebungen für ein CO2neutrales Gesundheitswesen sein.

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