Frühe klinische Studien (Phase I/II) stellen den ersten Schritt dar präklinische Therapien in den klinischen Alltag zu implementieren. Dabei werden hohe Anforderungen hinsichtlich medizinischer Expertise, technischer und organisatorischer Ressourcen an das Behandlungsteam gestellt um die hohen Standards der „good clinical practice“ zu gewährleisten.
Durch die Gründung eines ECTU-Tumorboards soll onkologischen Patient:Innen deutschlandweit unabhängig des Wohnortes und transsektoral, der Zugang zu frühen klinischen Studien und damit innovativen Therapieansätzen ermöglicht werden.
Gemeinsam mit den sechs bayrischen Universitätskliniken im Rahmen des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF) wurde das ECTU-Tumorboard ausgerollt und findet seit November 2021 in regelmäßigen virtuellen Treffen statt. Hierzu wurde eine neue Plattform entwickelt, um Datenschutz-konform Patient:Innen anzumelden und zu besprechen.
Innerhalb des ersten Jahres erfolgten 12 virtuelle Treffen, in denen 43 Patient:Innen, mit 27 unterschiedlichen Krebsentitäten, besprochen wurden. Das mediane Patient:Innenalter betrug dabei 44,6 Jahre. Insgesamt wurden vier pädiatrische Patient:Innen vorgestellt. Durchschnittlich erhielten diese 3,7 Vortherapien (inklusive Operation und Bestrahlung) und wurden 19 Monate nach Erstdiagnose vorstellt. 36 Patient:Innen wurde im Rahmen des ECTU-Tumorboards mindestens eine Empfehlung für eine klinische Studie ausgesprochen. In Summe wurden 21 verschiedene Studien empfohlen: zehn AK-basierte Studien, sechs CAR T-Zellstudien, vier BiTE-Studien und eine Chemotherapiestudie. Nur sechs der empfohlenen Studien benötigten dabei zur Empfehlung bereits im Voraus durchgeführte molekular-pathologische Analysen.
Das ECTU-Tumorboard ist ein innovatives Netzwerk-Projekt im Rahmen des BZKF, das durch die enge Vernetzung der ECTUs, Patient:Innen in fortgeschrittenen Tumorerkrankungen den Zugang zu innovativen Studienkonzepten über den eigenen Standort hinaus ermöglicht. Durch virtuelle Treffen und eine digitale Plattform können so auch Patient:Innen in peripheren Versorgungsstandorten transsektoral profitieren. Das ECTU-Tumorboard deckt dadurch Patient:Innenbedürfnisse ab, die durch klinikinterne oder lokale Organ-Tumorboards oder molekulare Tumorboards nicht erreicht werden können und stellt damit eine innovative Möglichkeit zur nachhaltigen Patient:Innenversorgung dar.