Christoph Lohfert Stiftung Logo Christoph Lohfert Stiftung Logo

Zeitgemäß: Telemedizinische Narkosevorbereitung spart Zeit und reduziert das Infektionsrisiko

Hintergrund

Vor einer Narkose werden alle Patient:innen zu einer sogenannten "Prämedikation" gebeten. Dabei handelt es sich um ein Vorbereitungsgespräch, bei dem eine ausführliche Anamnese per Fragebogen und der Gesundheitszustand des Patienten erhoben werden. Dieses Vor-Ort-Gespräch ist häufig mit langen Anfahrts- und Wartezeiten sowie im Rahmen der COVID-19-Pandemie auch mit einem erhöhten Infektionsrisiko verbunden.

Ziele

Dieses Projekt soll auf Patient:innenseite unnötige Weg- und Wartezeiten einsparen und somit zu einer gesteigerten Patientenzufriedenheit beitragen. Hiermit einher gehen ökologische Vorteile im Sinne einer Einsparung von Transportemissionen. Auch auf Arztseite soll es zu Zeiteinsparungen durch optimierte Dokumentation kommen.

Umsetzung

Über einen Online-Zugang zu einer neu entwickelten Softwareplattform unterziehen Patient:innen sich einer strukturierten, adaptiven Befragung im Interview-Stil. Die Fragen können am heimischen PC oder auch in einer App auf einem mobilen Endgerät beantwortet werden. Neben der Online-Anamnese durch einen Fragebogen können vorhandene Befunde hochgeladen und gespeichert werden. Auf Basis all dieser Ergebnisse erfolgt eine erste, regelbasierte Einschätzung über den Gesundheitszustand des Patienten/der Patientin. Nach der Risikoeinschätzung kann der Patient/die Patientin Informationen zur allgemeinen Aufklärung einsehen und erhält einen Termin für die individuelle, telemedizinische Aufklärung durch einen Arzt/eine Ärztin. Über eine Audio-Video-Verbindung können so Fragen beantwortet und das individuelle Risiko besprochen werden.

Ergebnisse und Fazit

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie mit 111 Patient:innen konnte nachgewiesen werden, dass die telemedizinische Narkosevorbereitung medizinisch und technisch machbar ist. Sowohl auf Ärzt:innen- als auch auf Patient:innenseite stieß das Projekt auf große Zustimmung (Wienhold et al.). Auf Patient:innenseite konnten durchschnittlich 60 Minuten durch die entfallenden Wege eingespart werden.

Die Mehrheit der beteiligten Anästhesist:innen bewertete die Teleprämedikation als gleichwertig zum Vor-Ort-Gespräch und mehr als 97 Prozent der Patient:innen würden sich wieder für die digitale Vorbereitung entscheiden. Die telemedizinische Narkosevorbereitung ist eine zeitgemäße Entwicklung, die auf Patient:innenseite zu deutlichen Zeiteinsparungen bei hoher Akzeptanz des Verfahrens führt. In Zeiten der COVID-19 Pandemie kann die telemedizinische Narkosevorbereitung zudem zu einer Verringerung des Infektionsrisikos beitragen.

Headerfoto: Bertram Solcher für den Lohfert-Preis 2022

zurück nach oben