Durch die Einführung von Darmkrebszentren in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten die Behandlung des Darmkrebses gewandelt. Es werden von den Zentren strukturelle und organisatorische Voraussetzungen von der Erstdiagnose über evtl. notwendige Vorbehandlungen vor einer Operation bis hin zur Qualitätssicherung mit Verantwortlichkeit für die Nachsorge gefordert. Spirig et al. zeigten bereits 2001 im Rahmen einer qualitativen Studie, dass die Entwicklung einer Advanced Nursing Practice (ANP) wesentlich ist, um diesen Auftrag zu erfüllen. Das Konzept dieser erweiterten Pflegepraxis hat sich bereits in den 1970er Jahren in den USA entwickelt und wurde in den vergangenen Jahrzehnten auch in Großbritannien, Skandinavien, Belgien und den Niederlanden etabliert (DIMDI 2006). In der Zusammenarbeit mit Patient:innen, Angehörigen, Pflegenden und Ärzten sowie anderen Berufsgruppen repräsentiert die "Colorectal nurse - CRN" in diesen Ländern ein völlig neues Aufgabengebiet für speziell ausgebildete onkologische Pflegekräfte.
In Deutschland besteht ein solches Konzept bisher nicht. Nach Etablierung des Darmkrebszentrums im Städtischen Klinikum 2012 nahmen wir dies zum Anlass, ein an die deutschen Verhältnisse, angepasstes Konzept zum "Advanced Nursing Practice" zu entwickeln. Zentraler Bestandteil des Konzeptes ist eine speziell ausgebildete onkologische Pflegekraft, welche eigenständig und eigenverantwortlich durch die einzelnen Behandlungsphasen von der Erstdiagnose über die verschiedenen ambulanten und stationären Therapiephasen in die Nachsorge begleitet.
Headerfoto: Bertram Solcher für den Lohfert-Preis 2017
