Für viele Patient:innen, insbesondere in vulnerablen Situationen, ist es oft schwierig, im komplexen System Krankenhaus ihre Patientenrechte wahrzunehmen. Besonders gravierend ist die Situation für ältere Menschen, vor allem, wenn sie keine Angehörigen haben. Ebenso sind Patient:innen mit dementiellen Störungen in der Klinik völlig hilflos und benötigen spezielle Fürsorge. Auch für andere Patientengruppen kann die Wahrnehmung ihrer Rechte erschwert sein, beispielsweise für Notfallpatient:innen, die aus ihrem gewohnten Leben gerissen werden. Auch Menschen mit Migrationshintergrund, sofern sie wegen sprachlicher oder kultureller Barrieren ihre Patientenrechte nicht wahrnehmen können, gehören dazu. Alle Patient:innen, die in der Pandemie-Zeit stationär aufgenommen werden, sind von Isolation wegen eingeschränkter Besuchszeiten und von strengen Hygienevorschriften betroffen. Auch dies führt oft zur Einschränkung der Patientenrechte.
Zentrale Aufgabe der Patientenfürsprechenden (im Folgenden: PF) ist es, Patient:innen über ihre Rechte aufzuklären und sie bei der Wahrnehmung dieser Rechte zu unterstützen. Dazu gehören der Anspruch auf objektive Information ebenso wie die Aufklärung zum Krankheitsbild und zur Therapie und das Recht darauf, in seinen Bedürfnissen ernst genommen und unterstützt zu werden. Die PF unterliegen der Verschwiegenheitspflicht, es sein denn, sie werden von dem Patienten/der Patientin davon entbunden. Die Aktivitäten der PF sind vielfältig und reichen von der Vermittlung von Hilfsangeboten über die Schlichtung von Konflikten mit dem Klinikpersonal bis hin zur Mitwirkung an Verbesserungsmaßnahmen in der Klinik. Die PF tragen nicht nur zur Deeskalation, einvernehmlichen Konfliktlösungen und zu reibungslosen Abläufen bei. Sie sorgen insbesondere für Orientierung der Patient:innen, unterstützen den Genesungsprozess und fördern die Patientensicherheit. PF sind grundsätzlich ehrenamtlich tätig. Dies garantiert ihre unabhängige und vermittelnde Position und versetzt sie in die Lage, zwischen den Patient:innen, den Angehörigen und dem Klinikpersonal zu vermitteln. Gerade bei den aktuellen Herausforderungen der Corona-Pandemie können sie der Klinik Hinweise auf Problemlagen geben.
Damit PF ihre verantwortungsvollen und vielfältigen Aufgaben wahrnehmen können, müssen sie dafür qualifiziert werden. Dies wurde wiederholt von den PF eingefordert und gab den Anstoß für das Pilotprojekt für die Entwicklung eines Curriculums für PF. Daraufhin wurde ein Schulungsplan für Patientenfürsprechende entwickelt und getestet sowie darauf aufbauend das Curriculum für PF (Qualifizierungsprogramm); das Curriculum stellt die Grundlage der Zertifizierung als PF in NRW dar.
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen
Headerfoto von Bertram Solcher für den Lohfert-Preis 2021