Hintergrund: Die Behandlung von Krebserkrankungen im Kindes-/Jungendalter ist eine Erfolgsgeschichte. Die Überlebensrate liegt heute bei rund 90% und jährlich treten in der Schweiz rund 300 Überlebende einer Krebserkrankung (sogenannte Cancer Survivor) von der pädiatrischen in die Betreuung durch Grundversorger über. Viele Survivor gelten zwar als geheilt, haben aber bereits Folgeerkrankungen und Spätfolgen durch die Krebserkrankung und deren Therapie. Studien in England und den USA zeigten, dass eine Nachbetreuung das Überleben und die Lebensqualität verbessert. Diese Konzepte sind im Deutschsprachigen Raum jedoch noch wenig verbreitet.
Ziel des Projekts: Das Ziel ist mit einer evidenzbasierten und interprofessionellen Betreuung von Cancer Survivorn die Lebensqualität zu verbessern und das Risiko für Folgeerkrankungen und Mortalität zu reduzieren. Die Umsetzung wird anhand systematisch erhobenen Daten (klinische und patientenbezogene Daten mit PROMs und PREMs) überprüft.
Umsetzung: Die Cancer Survivor Sprechstunde am Universitätsspital Bern (Inselspital) und am Kantonsspital Liestal sind schweizweit die ersten Sprechstunden, die gemäss erprobter Konzepte eine lebenslange Betreuung anbietet. In einer ersten Phase wurde das Konzept der Sprechstunde entwickelt und in der Praxis umgesetzt. In einem weiteren Schritt wurde eine Kohortenstudie konzipiert die systematisch klinischen Informationen, die im Rahmen der Sprechstunde erhoben werden, erfasst. In einem nächsten Schritt soll nun die Fachkompetenz und Vernetzung der regionalen und nationalen Netze erweitert werden um die Betreuung von Cancer Survivorn laufend zu verbessern. Ein Schwerpunkt ist es, Risikofaktoren für Folgeerkrankungen, körperliche und psychische Spätfolgen und Probleme frühzeitig zu erkennen und die Folgen zu reduzieren. Die Analyse der Daten von 100 Survivorn soll dazu dienen, die Sprechstunde laufend zu verbessern.
Ergebnisse/Fazit: Bis Ende 2020 konnten insgesamt 100 Survivor in die Sprechsunde eingeschlossen werden und es besteht ein grosser Bedarf. Eine erste Analyse von 54 Survivorn zeigte, dass bei 30% bisher keine Nachsorge erfolge. Bereits 95% litten unter somatischen Folgeerkrankungen, 33% gaben psychische Probleme an und 24% waren ohne Arbeit. Bei einem grossen Teil der Survivor liegen modifizierbare Faktoren vor, die durch präventive Strategien verbessert und damit die langfristige Prognose beeinflusst werden kann.