Hintergrund: Der Behandlungserfolg einer chirurgischen Therapie wird u.a. maßgeblich durch eine zeitliche und qualitative Optimierung des perioperativen Genesungsprozesses definiert. Eine verzögerte Genesung durch zum Beispiel perioperative Komplikationen kann bei onkologischen Patienten möglicherweise lebensverlängernde adjuvante Therapieverfahren verzögern oder verhindern und Lebensqualität reduzieren.
Ziele: Die Implementierung eines patientenorientierten, leitliniengerechten und zielgerichteten “Enhanced Recovery After Surgery”-(ERAS)-Programms für komplexe, komplikationsgefährdete chirurgische Eingriffe durch ein multidisziplinäres ERAS-Team sollte aufgrund eines multimodalen protokollbasierten, Behandlungsstandards zu einer Optimierung der Genesung führen. ERAS-Patient*innen erhalten durch Schulung und Einbindung in das Therapiekonzept eine aktive Rolle in ihrem Genesungsprozess. Ein Auditsystem soll anhand der gewonnen Behandlungsdaten zu einer kontinuierlichen Verbesserung des Protokolls führen.
Umsetzung: Nach Einsetzung eines multidisziplinären ERAS-Teams konnten schrittweise seit 2016 erfolgreich ein ERAS-Protokoll für Operationen an der Bauchspeicheldrüse, der Speiseröhre und der Leber implementiert werden. Die zentrale Rolle für die Überwachung des Protokolls, der Begleitung, Motivation und interprofessionelle Schulung der Patient*innen kommt der spezialisierten „ERAS-Nurse“ zu. Sie koordiniert zudem die präoperativen individualisierten Maßnahmen zur Patientenoptimierung, ist für die postoperative Evaluation zuständig und führt die programmspezifische Datenbank als Teil des Auditsystems.
Ergebnisse: Durch die Implementierung der ERAS-Behandlungsstandards konnte in allen Bereichen eine Reduktion schwerwiegender Komplikationen sowie eine Verkürzung des Krankenhausaufenthalts erzielt werden. Durch die aktive Integration der Patient*innen in die Behandlung zeigte sich eine höhere Akzeptanz und Zufriedenheit. Das interdisziplinäre ERAS-Team stellt eine barrierefreie, prozessorientierte Kommunikationsplattform dar. Aufgrund des regelmäßigen Audits der Datenbank konnte eine kontinuierliche Prozessoptimierung und aktives Qualitätsmanagement, sowie eine interprofessionelle wissenschaftliche Auswertung und Weiterentwicklung übertragbarer Therapiekonzepte erfolgen.
Fazit: Das ERAS-Programm stellt ein effektives, multidisziplinär getragenes und gelebtes Konzept zur Optimierung der perioperativen Genesung chirurgischer Patienten dar.