Die Erkrankung Schlaganfall geht bei einem relevanten Anteil der Betroffenen mit dauerhaften Funktionseinschränkungen wie Lähmungen oder Sprachstörungen einher, woraus sich vielfältige körperliche und seelische Folgezustände sowie Einschränkungen der Lebensqualität ergeben. Die sozioökonomische Bedeutung des Schlaganfalls ist hoch und stellt vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung mit zunehmender Häufigkeit im Alter eine Herausforderung für das Gesundheitssystem dar.
Erfolge konnten zuletzt vor allem in der Akuttherapie erzielt werden. Bisher unzureichend adressiert ist dagegen die Schnittstelle von der stationären Akutbehandlung zur meist ambulanten Nachsorge, u.a. weil Inhalte und Strukturen der Nachsorge bisher unzureichend definiert und etabliert sind. In einem Forschungsvorhaben beschäftigen sich eine in der Behandlung von Schlaganfallpatient:innen erfahrene neurologische Klinik und ein etabliertes biomedizinisches Institut mit der Ausarbeitung eines patientenzentrierten, digital unterstützten Nachsorgekonzepts.
Zunächst konnten in umfangreichen Recherchen unter Einbeziehung von betroffenen Patient:innen, Ärzt:innen und medizinischen Leistungserbringern Problembereiche in der Schlaganfallnachsorge identifiziert werden. Diese Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die Erarbeitung eines Unterstützungssystems, das digitale Technologien und mobile Sensorik kombiniert und mit verschiedenen Modulen Defizite in der Nachsorge adressiert. Begleitet wird das System durch den zeitlich begrenzten Einsatz speziell geschulter Schlaganfalllotsen. Durch das digitale Unterstützungssystem, u.a. mit der Möglichkeit des direkten Austauschs von Patient:in, Lotse und ärztlichen Behandler:innen wie dem Hausarzt/der Hisärztin, sollen der bestmögliche Abbau noch vorhandener Defizite, die Identifikation von Folgezuständen sowie die bestmögliche Reduktion des Risikos von erneuten Schlaganfällen möglich werden. Auch soll die Selbstkompetenz der Patient:innen mit Hilfe eines Informationsportals gestärkt werden.
Nach der Implementierung der Schlaganfalllotsenbetreuung und der Erstellung eines digitalen Forschungsdemonstrators, bereitet das Konsortium eine Pilotstudie vor, in der erste klinische Daten unter Anwendung des Unterstützungssystems erhoben und zur methodisch-technischen Weiterentwicklung verwendet werden. Nachgelagerte technische Spezifikationen und klinische Untersuchungen sollen darauf abzielen, ein standortübergreifendes Unterstützungsangebot für die Schlaganfallnachsorge bereitzustellen.
Das Projekt wird nach der Richtlinie "eHealthSax" zu 100 Prozent mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes gefördert (Fördernummer: 100334901).