Hintergrund: Die Diagnose und Behandlung stationärer, onkologischer Erkrankungen stellt für Patient:innen und deren Angehörige sowie für das somatische Team eine erhebliche psychosoziale Belastung dar. Etwa 1/3 onkologischer Patient:innen leiden unter behandlungsbedürftigen, psychischen und/oder psychosomatischen Beschwerden und jede:r zweite Patient:in weist eine hohe psychosoziale Belastung auf. Insgesamt ist der Bedarf zur Betreuung dieser Patient:innen zu nur einem Drittel gedeckt.
Ziele: Durch den Einsatz einer "Psychosomatik Liaison Nurse" (PLN) können Patient:innen und deren Angehörige auf Distress gescreent werden und während des stationären Aufenthaltes kontinuierlich und supportiv unterhalb der ICD-10 Diagnoseschwelle begleitet werden. Krankheitsbedingte Belastungen werden reduziert, Ängste und Sorgen der Patient:innen und deren Angehörigen können frühzeitig erkannt und gemildert sowie die Lebensqualität erhöht werden. Zudem steht für das somatische Team für die Herausforderungen in der Betreuung dieser Patient:innen direkte, psychosoziale Unterstützung zur Verfügung.
Umsetzung: 2010 wurde in einem Pilotprojekt erstmals in Deutschland ein psychiatrischer Fachpfleger als PLN am Universitätsklinikum Freiburg in der onkologischen Chirurgie mit einem Stellenumfang von 0,66 VK eingesetzt. 2012 wurde diese Funktion auf die hämato-onkologischen Stationen ausgeweitet und konnte 2014 auf eine 100Prozent Stelle (1 VK) erhöht werden. 2020 wurde die PLN-Stelle durch eine Pflegende mit dem B.Sc. Abschluss in Pflegewissenschaft und langjähriger Erfahrung in der onkologischen Pflege ergänzt.
Ergebnisse: Die PLN verbessert die biopsychosoziale Behandlung der Patient:innen und wirkt sich positiv auf den Behandlungsverlauf aus, reduziert die Arbeitsbelastung von Mitarbeiter:innen, intensiviert die Kommunikation mit dem somatischen Team und fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
In Mitarbeiter- und Patient:innen-Befragungen und Evaluationen konnte eine gleichwertige Zufriedenheit durch PLN oder Psychologen festgestellt werden.
Fazit: Mit stetig steigender Zahl an Krebserkrankungen, einer alternden Gesellschaft sowie knapper werdender Ressourcen steigt der Bedarf an psychoonkologischer Unterstützung für Patient:innen, Angehörige und das Behandlungsteam. Unser PLN-Projekt ist in Deutschland einmalig. Es kann dadurch ein innovativer, effektiver und kostengünstiger Beitrag zur bisherigen Versorgungslücke geleistet werden.