Studien zufolge leidet etwa jeder 10. Deutsche unter Ein- oder Durchschlafstörungen. Besonders wichtig ist, dass die chronische Insomnie krankheitsübergreifend auftritt. Die Empfehlungen der S3-Leitlinie für Insomnien sieht zunächst eine psychotherapeutische Behandlung mithilfe der Kognitiven Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) vor. Allerdings erhält Schätzungen zufolge nur 1% der Betroffenen eine Therapie entsprechend der Leitlinien. Vielfach wird stattdessen ausschließlich auf eine medikamentöse Behandlung zurückgegriffen. Einen vielversprechenden Ausweg aus diesem Versorgungsdefizit bieten digitale Gesundheitsanwendungen, die auf der KVT-I beruhen.
Das Projekt “GET Sleep” implementiert ein sektorenübergreifendes Stepped Care Modell für die Behandlung von Insomnien. Dabei wurden in Baden-Württemberg und Bayern Hausarztpraxen darin geschult, die Behandlung von Insomnien in Übereinstimmung mit den Leitlinien in einem dreistufigen Behandlungspfad zu organisieren: 1. Hausärztliche standardisierte Diagnostik und psychoedukative Erstbehandlung; 2. Internet- und mobil-basierte KVT-I; 3. Psychotherapeutische, psychiatrische oder schlafmedizinische Fachbehandlung. Bei fehlendem Behandlungserfolg der jeweiligen Stufe wird der Patient der nächsthöheren Stufe des Modells zugewiesen. Zentraler Bestandteil des Projekts ist das auf KVT-I basierende Online-Training, das von HelloBetter angeboten wird. Insgesamt werden in dem dem Online-Training die verhaltenstherapeutischen Methoden zur Behandlung von Insomnien der Psychoedukation, Entspannungstechniken, Schlafrestriktion, Stimuluskontrolle und kognitive Umstrukturierung anschaulich abgebildet.
Zentrale Ziele des Projekts sind die Verbesserung der Versorgungsqualität und Versorgungseffizienz für Betroffene und die Behebung des bestehenden Versorgungsdefizits für chronische Schlafstörungen. Für das Projekt haben sich Universitäten, Krankenkassen, Kammern und Verbände, Hausärzte, Telemedizinanbieter sowie Anbieter digitaler Gesundheitsanwendungen vernetzt um die Versorgung von Betroffenen mit chronischen Schlafstörungen zu verbessern. Das Projekt zeigt die Wichtigkeit von Versorgungs- und Gesundheitsnetzwerken. Nicht zuletzt steht in dem Projekt eine digitale Lösung zur Aufhebung des beschriebenen Versorgungsdefizits im Vordergrund. Im Hinblick auf die COVID-Krise und die erhöhte Nachfrage nach online Lösungen aber auch in Zeiten des Digitale-Versorgung-Gesetzes spiegelt das Projekt zudem eine aktuelle Lösung wider.