Die Versorgung onkologischer Patienten in spezialisierten Organkrebszentren führt zu einem Zugewinn an Behandlungsqualität jedoch durch die große Menge auch zu Defiziten an individueller Betreuung. Große interprofessionelle Behandlungsteams und standardisierte Abläufe ziehen aktuell eine Verminderung an Partizipationsmöglichkeiten für Betroffene nach sich. Patienten beklagen häufig die Erfahrung einer anonymisierten und dadurch nicht empathischen und an den individuellen Bedürfnissen orientierenden Medizin und suchen sich vielfach alternative Lösungen außerhalb der professionellen Versorgung. Dies steht im Gegensatz zu den Zielen des Nationalen Krebsplans (NKP).
Diese Problemlage wird durch die Trennung von stationärer und ambulanter Medizin weiter verstärkt. Hinzu kommen Defizite in Angeboten und Finanzierung innovativer Strukturen, welche eine sektorenübergreifende Kommunikation fördern. Zur Überwindung dieser berechtigten Kritikpunkte haben wir uns vorgenommen ein alltagstaugliches Ergänzungsprogramm zu entwickeln und dieses modellhaft an unserem Lungenkrebszentrum zu implementieren. Das ACCEPT®-Ergänzungsprogramm ist ein patientenzentriertes Edukations- und Empowerment- Programm. Patienten werden frühzeitig (early supportiv or palliativ) zur aktiven Mitgestaltung im Krankheitsgeschehen angeleitet. Durch ein modulares System werden Patienten und ihre Angehörigen in verschiedenen Bedarfen befähigt. Die hohe Variabilität der Unterstützungsbedarfe, der Symptomlast sowie dem Wunsch nach Begleitung, Hilfebedarf zur Problembewältigung und dem Wunsch einer Lebensstilmodifikation können individueller adressiert werden. Ziel ist die Stärkung patienteneigener Ressourcen zur Bewältigung der Krankheit als essentieller Lebenskrise, welche geprägt ist durch die Selbsterfahrung des Kontrollverlustes und der Hilflosigkeit. Diese emotionale Ausgangslage kann durch das Programm, nicht nur beim Patienten, sondern auch bei dessen Angehörigen- durchbrochen werden.
Der Start der Entwicklung und Beginn der Ausarbeitung des theoretischen Konzeptes erfolgte 2012, die Implementierung erfolgte ab 2014 und ab 2017 wurde mit dem strukturierten Evaluationsprogramm begonnen. In 2021 werden alle Phasen des Projektes (Entwicklung, Implementation und zweite Evaluationsstufe) abgeschlossen sein. Damit ist ein wesentlicher Meilenstein erreicht. Unsere Patienten spiegeln uns, dass wir einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von onkologischer Patienten entwickelt haben