Zunehmend wird von Patientenseite gefordert, in Entscheidungsprozesse, die ihre Gesundheit betreffen, einbezogen zu werden. „Shared Decison Making“ (SDM) ist ein Ansatz, der genau das leistet: SDM hilft PatientInnen sowie ÄrztInnen, gemeinsam zu entscheiden und sich dabei auf die bestmögliche Evidenz zu stützen. SDM wird derzeit im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, flächendeckend implementiert.
Dieses Projekt soll als Blaupause für eine deutschlandweite Umsetzung von SDM im Versorgungsalltag dienen. Dadurch soll nicht nur die Patientenzufriedenheit, sondern auch die Patientensicherheit erhöht werden. „Sicherheit“ bedeutet hier zweierlei: • gesundheitliche Sicherheit, z.B. durch weniger Eingriffe und Komplikationen • Entscheidungssicherheit, die passende Option gewählt zu haben.
Das Projekt „Making SDM a Reality“ beruht auf dem Programm SHARE TO CARE mit 4 Interventionsmodulen. Das Programm wurde in dieser Form in Kiel entwickelt, aber die einzelnen Module sind bereits etablierte und geprüfte Verfahren: 1. Online Entscheidungshilfen für PatientInnen in allen 27 Kliniken des Campus Kiel (Stacey 2014) 2. Decision Coaches zur Unterstützung von PatientInnen im Entscheidungsprozess (Berger-Höger 2019) 3. SDM-Training für alle ÄrztInnen nach einer wissenschaftlich geprüften Methode (Geiger 2017) 4. Motivierung aller PatientInnen nach dem 3 Fragen-Ansatz (Shepherd 2011) Flächendeckende Implementierung bedeutet, dass alle 850 Ärztinnen und Ärzte am Campus Kiel Schulungen durchlaufen und alle Pflegekräfte informiert und etwa 150 von ihnen zusätzlich geschult werden. Zudem werden für die wichtigsten Entscheidungssituationen in den 27 Kliniken des Klinikums insgesamt 83 Entscheidungshilfen erstellt.
Eine externe Evaluation begleitet das Projekt. Inzwischen haben erste Kliniken alle 4 Module implementiert, sodass mit ersten Ergebnissen der Evaluation im September 2020 zu rechnen ist. „Making SDM a Reality“ ist ein innovatives, in dieser Größe einmaliges Projekt. Der bisherige Fortschritt des Projekts lässt erwarten, dass es am Ende der Projektlaufzeit vollständig implementiert sein wird. Dann soll die Qualität der Arzt-Patienten-Kommunikation spürbar verbessert sein, was zu größerer Patientenzufriedenheit als auch -sicherheit führen soll. Dass die einzelnen Module wirken, ist in Studien nachgewiesen worden. Ob die Maßnahmen im Uniklinikum in Kiel ihre gewünschte Wirkung entfaltet, muss die Evaluation zeigen.