Hintergrund: Patientensicherheit bedeutet bei der Blutversorgung, dass der richtige Patient das für ihn passende Blutprodukt erhält. Verwechslungen können dramatische Folgen haben und müssen unbedingt vermieden werden. Bei Patienten mit komplizierten Antikörpern muss der Arzt mehr Zeit einplanen, bis passende Blutkonserven zur Verfügung stehen. Wenn ein Blutspender Hepatitis- oder HIV-infiziert ist, sollen alle Empfänger seiner bisherigen Spenden nachuntersucht werden, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Dafür ist eine lückenlose Transfusionsdokumentation nötig, die im Klinikalltag bisher nicht gegeben ist.
Ziele: Erstens eine möglichst lückenlose Transfusionsdokumentation. Zweitens die Vermeidung von Verwechslungen durch Scanner-Abgleich von Blutproduktnummern und Patientenidentifikationsarmband sowie eine elektronische Kontrolle des Bedside-Test-Ergebnisses vor allem im OP-Bereich und auf Intensivstationen. Drittens die Reduktion von Informationsverlusten und von Telefonaten zwischen Blutbank und Klinik durch ein Auskunftsportal, das in Echtzeit Blutgruppenbefunde, eingekreuzte Blutprodukte und Hinweise auf nötigen zeitlichen Vorlauf bei Antikörpern bereitstellt.
Umsetzung: Zur Planung erfolgten Gespräche mit mehreren Softwarefirmen und über hundert Ärzten, Pflegekräften und Dokumentationsexperten. Das Auskunftsportal wurde im Juni 2015, das Dokumentationsportal im Februar 2017 bereitgestellt. Ursachen für Dokumentationsdefizite und Transfusionsfehler wurden analysiert und reduziert. Für neue Mitarbeiter werden regelmäßig Schulungen angeboten. Ein weiteres Uniklinikum arbeitet gegenwärtig an der Umsetzung des Dresdner Konzepts.
Ergebnisse: Die Rate der korrekt dokumentierten Transfusionen steigerte sich von anfangs 97.9% auf 99,4% im Jahr 2019. Durch den Scanner-Abgleich der Blutproduktnummer fiel eine Konservenverwechslung noch vor Durchführung des Bedside-Tests auf. Eine weitere Transfusion wurde abgebrochen, weil die Haltbarkeit der im Subdepot gelagerten Blutkonserve abgelaufen war. Die sofortige elektronische Dokumentation hatte den sonst wohl unerkannt gebliebenen Fehler angezeigt. Die Zahl der Transfusionsfehler (alle ohne Patientenschaden) nahm seit 2017 ab. Dank des Auskunftsportals wird bei Patienten mit bekannten Antikörpern meist frühzeitig Kreuzblut eingesandt.
Fazit: Die Patientensicherheit hat sich verbessert. Der nächste Schritt ist eine Ausweitung der krankenbettnahen Dokumentation auf transfusionsintensive Normalstationen.