Als Ärztinnen erlebten wir immer wieder Situationen, in denen wir uns mit unseren PatientInnen nicht verständigen konnten. Wir wollten diesen Menschen eine Stimme geben und eine adäquate medizinische Versorgung durch Pflegekräfte oder ÄrztInnen ermöglichen. Oft behilft man sich mit Pantomime. Als Ärzte sind wir jedoch der Meinung, dass ohne eine suffiziente Anamnese keine moderne medizinische Versorgung sicherzustellen ist. So sind nach einer Studie 20% der Behandlungsfehler auf eine Sprachbarriere zurückzuführen. Neben Behandlungsfehlern kommt es bei jeder/m PatientIn mit Sprachbarriere zu Verzögerungen in sonst routinierten Abläufen. Es werden mehr Ressourcen als üblich aufgewandt (Zeit, Untersuchungen, Konsile, vorsorglich stationäre Aufnahmen etc.).
Für dieses Problem haben wir eine simple Lösung: Wir haben Triaphon als gemeinnützigen Telefon-Dolmetsch-Service entwickelt, der jederzeit, ohne Voranmeldung, kostengünstig und von jedem Telefon erreichbar ist. Aktuell in sieben Sprachen: Arabisch, Dari/Farsi, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Türkisch und Vietnamesisch. Das Sprachenspektrum ist durch Bedarfsanalysen an den beteiligten Kliniken entstanden. Triaphon wurde im Oktober 2017 erstmals für drei Monate in der Kinderklinik des Sana-Klinikums Lichtenberg in Berlin getestet. Es hat sich dort mehr als bewährt, so dass inzwischen das gesamte Klinikum Triaphon nutzt sowie 14 weitere Kliniken deutschlandweit.
Bisher konnte bereits in 6.000 Gesprächen nicht-deutschsprachigen PatientInnen geholfen werden. Durch eine niederschwellige Dolmetschhilfe bei jedem ungeplanten Patientenkontakt ermöglicht Triaphon eine effizientere, fehlerarme und symptom-orientierte Behandlung von PatientInnen mit Sprachbarriere. Das Pflegepersonal wird, ebenso wie das ärztliche Personal, durch den Dienst immens entlastet. Denn pflegerische Zuwendung setzt eine sprachliche Verständigung voraus. 2019 legten wir zur Qualitätssicherung einen Schwerpunkt auf den weiteren Ausbau unseres Schulungssystems für die SprachmittlerInnen. Seitdem haben wir ein Schulungssystem aufgebaut mit Übungsanrufen, einer eLearning-Plattform, Schulungsvideos, Vokabellisten etc. Unser Schulungskonzept für das Klinikpersonal konnten wir mit Fördergeldern der Tschira-Stiftung und unter Kooperation mit der D-School (Design Thinking) des Hasso-Plattner-Instituts weiter entwickeln.