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Zusammen ist man weniger allein

Hintergrund: Unter der Leitidee „Qualität hat Vorrang vor Nähe“ läuft in unserem Nachbarland Dänemark eine große Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft. Wenige sogenannte „Gesundheitsstädte“, in deren stationären Bereichen Einzelzimmer die Regel sind, sollen die gesundheitliche Versorgung leisten. Auch in Deutschland werden – befeuert durch die Bertelsmann-Studie - diese Themen diskutiert. (Albrecht et al. 2019) Allerdings berücksichtigt dieser Konzentrationstrend nicht, dass immer mehr Menschen immer älter werden. Damit steigt auch die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen an. (Bickel 2018)

In deutschen Allgemeinkrankenhäusern ist mittlerweile die Mehrheit der zu versorgenden Patienten über 65 Jahre alt, in dieser Patientengruppe wurden bei 40 % kognitive Störungen und Demenzen festgestellt. Die in dieser Studie untersuchten Patienten zeigten zu nahezu 80% neben kognitiven Beeinträchtigungen auch nicht-kognitive Symptome, sogenanntes herausforderndes Verhalten, es gab Probleme in der Behandlungspflege (Schäufele und Bickel 2016), Verweildauer und Zeitaufwand für die Versorgung dieser sensiblen Patientengruppe waren zudem erhöht (Bickel et al. 2018). Generell gibt es kaum wissenschaftliche Studien zum Thema Ein- oder Mehrbettzimmer und erst recht nicht zum Belegungswunsch der Patienten im Akutkrankenhaus. Vor dem Hintergrund der genannten Entwicklung erschienen uns diese Fragen allerdings wichtig im Hinblick auf die Patientensicherheit.

Ziele: Das Ziel der Feldstudie war es, herauszufinden, welchen Belegungswunsch Patienten ≤ 65 Jahren bzw. älter als 65 Jahre in Bezug auf die Bettenzahl ihres Patientenzimmers haben und welche Gründe die Patienten für diesen Wunsch anführen.

Umsetzung: Mit Blick auf die Fragestellung wurden in einem ersten Schritt vorhandene Studien zum Thema „Einzel- oder Mehrbettzimmer im Akutkrankenhaus“ gesichtet. Danach wurden strukturierte Interviews zum Unterbringungswunsch mit Patienten durchgeführt.

Ergebnisse und Fazit: Die bisher wenigen vorliegenden Forschungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass generell eine Umgebung, in der der Patient nicht zusätzlichen Stressfaktoren ausgesetzt ist, allgemein Risiken und sogar Infektionsrisiken reduzieren kann. Unsere Studie mit 313 strukturierten Interviews in zehn bayerischen Akutkrankenhäusern ergab, dass sich nur ca. ein Drittel aller Befragten explizit die Unterbringung im Einzelzimmer wünschten. Zwei Drittel aller Befragten, besonders Patienten älter als 65 Jahre, zogen vor allem aus Gründen der Unterhaltung, des ungern Alleinseins und sich sicherer Fühlens die Unterbringung im Zweibettzimmer seltener im Mehrbettzimmer vor oder hatten keine Präferenz. Es gibt also ausreichend Hinweise, dass neben der Umgebungsgestaltung auch die Art der Unterbringung im Akutkrankenhaus einen wichtigen Einfluss auf verschiedene Stressfaktoren und das Wohlbefinden nehmen können und damit einen Beitrag zur Gewährleistung der Patientensicherheit leisten.

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