Grippeähnliche Erkrankungen treten in unseren Breitengraden saisonal gehäuft auf und belasten die Bevölkerung je nach Art der zirkulierenden Virenstämme unterschiedlich. Unabhängig davon sind Influenzainfektionen vor allem bei chronisch kranken und älteren Patienten mit einer höheren Erkrankungshäufigkeit, Komplikationen und Sterblichkeit assoziiert. Deshalb ist es wichtig, Influenzaübertragungen in Gesundheitseinrichtungen vorzubeugen.
Das 2016 in der Schweiz gestartete Studienprogramm Healthcare-associated Influenza Prevention (HaIP) hat das übergeordnete Ziel nosokomiale Influenzainfektionen in Krankenhäusern systematisch zur erfassen und zu reduzieren. Dazu gehören die systematische Erfassung und Verbesserung des Präventionsverhaltens (Impfung, Händehygiene, Maskentragen, Hustenetikette) durch Gesundheitsfachpersonen mit Patientenkontakt sowie die Entwicklung einer Intervention zur Verbesserung der beim Pflegepersonal umgesetzten Grippeprävention.
Methodisch orientiert sich das HaIP Projekt am Modell des Medical Research Council zur Entwicklung und Evaluation von komplexen Interventionen. Komplexe Interventionen sind Maßnahmen, die eine Vielzahl interaktiver Komponenten benötigen, um wirksam zu sein. Im Gegensatz zur traditionellen Interventionsforschung wird mehr Gewicht auf einen schrittweisen und evidenzgeleiteten Aufbau der Intervention unter Beteiligung der Schlüsselpersonen gelegt sowie auf die Anwendung von flexiblen Evaluationsdesigns. Dementsprechend werden in der HaIP Studie in den drei aufeinanderfolgenden Studienphasen qualitative und quantitative Forschungsmethoden miteinander kombiniert.
1. Konzeptentwicklung Surveillance-Handbuch, Kontextwissen. Qualitative Befragung von Pflegenden zur Grippeprävention und Entwicklung eines quantitativen Fragebogens für die Interventionsentwicklung sowie deren Evaluation,
2. Implementierung Surveillance, Entwicklung Interventionsmodell,
3. Implementierung und Testung des Interventionsprogramms.
Der gewählte Ansatz der Praxisentwicklung unterscheidet sich durch das partizipative, personenzentrierte, befähigende und transformierende Vorgehen von den üblichen Implementierungsmethoden. Wir gehen davon aus, dass hierdurch die Influenzaprävention und der Schutz der Patienten vor einer solchen Infektion nachhaltig verbessert werden kann.