Laut einer Hochrechnung aus dem Jahr 2011 gibt es in Deutschland etwa 160.000 Stomaträger, bis dato hat man die Zahl der Betroffenen auf 100.000 geschätzt. Die Bedeutung dieser Patientengruppe zeigt sich auch im Klinikalltag. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zählt jährlich etwa 110 Ileo- und Colo-Stomapatienten. Patienten mit einem künstlichen Darmausgang bedürfen dabei einer ganz besonderen Betreuung hinsichtlich Pflege und Umgang mit dem Stoma selbst sowie der damit veränderten Lebenssituation. Zudem stehen wir aber auch vor einer vielschichtigen pharmazeutischen Herausforderung, welche bisher noch viel zu selten angegangen wird.
Durch Anlage eines Stomas muss mit veränderten Resorptionsbedingungen von oral eingenommenen Medikamenten gerechnet werden. Aktuell gibt es wenige bis keine Daten zur Resorption von Arzneistoffen bei Stomaträgern. Bisher bleiben mögliche Resorptionsprobleme oft unerkannt, unbehandelt oder werden eventuell falsch therapiert. Der Patient selbst ist bisher kaum bis gar nicht über mögliche Besonderheiten seiner Arzneimitteltherapie informiert.
Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass es durchaus kritische medikamentöse Therapien gibt, welche durch Einflussnahme eines Apothekers verbessert werden können. Aus klinisch-pharmazeutischer Sicht scheint es demnach dringend notwendig, die Besonderheiten der Arzneimitteltherapie dieser speziellen Patientengruppe weiter zu untersuchen und im Sinne des Patienten und der Arzneimitteltherapiesicherheit zu optimieren.