Um kritische Situationen in der Pädiatrie bestmöglich zu meistern, erfordert es Erfahrung, Routine und ein gut akkordiertes eingespieltes Team. Durch medizinische Simulation lernen die Studierenden bereits in der Ausbildung, als interprofessionelles Team ein kritisch krankes Kind zu versorgen.
Das Konzept des pädiatrischen Simulationstrainings ist vor über zehn Jahren an der Universitätskinderklinik Wien eingeführt worden. Seit 2016 nehmen neben Medizinstudierenden die Studierenden im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege daran teil. In kritischen Situationen wird bewusst, wie gut aufeinander eingespielt die einzelnen Akteure sein müssen, damit ein reibungsfreier Ablauf im Management möglich wird und der Patient rasch und effizient stabilisiert werden kann. Daher müssen Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen ehestmöglich und regelmäßig trainiert werden. In diesem Zusammenhang geht es nicht nur um Fachwissen, vielmehr liegt der Fokus auf der interprofessionellen Zusammenarbeit sowie kommunikativen Aspekten – Themen, die während beider Ausbildungen oft zu kurz und nur berufsgruppengetrennt vorkommen.
Eines der Konzepte, die im Simulationsbereich gelehrt werden, ist das „Speaking up“: Jedes Teammitglied hat die Möglichkeit, anzusprechen, was ungewohnt oder nicht richtig erscheint, womit Berufsgruppen und unterschiedlicher Ausbildungsstand auf eine Ebene gestellt werden und dies einer absoluten Aufhebung der Hierarchie während des Notfalls entspricht. So können auch Fixierungsfehler vermieden werden, also Fehler, die passieren, wenn der Fokus auf eine Tätigkeit wie beispielsweise der Intubation liegt, wobei nicht zeitgleich perzipiert werden kann, wenn Vitalparameter schlechter werden.
Das Simulationstraining dauert drei Stunden und findet in unserem Simulationszentrum monatlich statt. Auf eine kurze Einführung zum Thema „Kritisch krankes Kind“ folgt ein praktisches Training an der Simulationspuppe. Die Szenarien werden per Video aufgezeichnet und anschließend mittels Videoanalyse und einer strukturierten Nachbesprechung (Debriefing) besprochen. Es findet nicht nur ein hohes Maß an Theorie-Praxis-Vernetzung statt, sondern es werden die Folgen einer gut funktionierenden interprofessionellen Zusammenarbeit auf das Outcome der Patienten unmittelbar sicht- und erlebbar. Kompetenzen werden trainiert und erweitert, die Kommunikation in der Notfallsituation perfektioniert, Fehlerquellen reduziert und entsprechend reflektiert.