Seit einigen Jahren belegen Studien, dass der Ursprung von Fehlern, die zu Patientenschädigungen führen könnten, zu einem hohen Anteil im Bereich der Human-Faktoren liegt. Meist sind die Ursachen von Fehlern in den Organisationen bekannt, dennoch haben sich die Erkenntnisse noch nicht bis an die Basis, an das Patientenbett, durchgesetzt.
Interprofessionelle Simulationstrainings, in denen jedes Teammitglied seine Rolle in der ihm angestammten Funktion wahrnehmen kann, gelten als ideale Lern- und Verbesserungsmethode zur Erhöhung der Patientensicherheit. Rall und Lackner (2010) sind davon überzeugt, dass professionelle Leistungen auf höchstem Niveau nur von Teams erwartet werden können, die regelmäßig kritische Situationen in ihrer täglichen Zusammensetzung trainieren. Alles andere sei Glück und Zufall. Keine andere Disziplin oder Industrie würde ihre Teams so unvorbereitet auf eigentlich vorhersehbare Zwischenfälle lassen wie die Heilberufe. Menschliches Leistungspotenzial entspringt intensivsten Trainingseinheiten: „Dream teams are made, not born“. Dabei werden wiederholt die Details trainiert, die des Trainings bedürfen und stetig sowohl reflektiert als auch optimiert werden müssen.
Während eines Simulationstrainings stehen die medizinisch-technischen Fertigkeiten wie beispielsweise die Anlage eines zentralvenösen Katheters, eine Intubation oder Koniotomie nicht primär im Mittelpunkt des Trainings, sondern vielmehr die Kenntnisse und Anwendung von Human-Factors und der Crisis Resource Management-Strategien. Dies soll sowohl dazu führen, Zwischenfälle zu reduzieren, als auch Handlungssicherheit im Falle von kritischen Situationen zu erlangen. Hauptaugenmerk liegt primär auf den Entscheidungsprozessen, die interdisziplinär im Team getroffen werden. Mit der Teilnahme am Simulationstraining erhalten Teilnehmer die Möglichkeit, kritische Situationen ohne jegliche Patientengefährdung nachzustellen, um diese zukünftig besser bewältigen zu können.