In der Chirurgie finden entscheidende Sicherheitsaspekte auch intraoperativ im unmittelbaren Kontakt zwischen Operateur und Patient statt. Ein schwerwiegendes Sicherheitsrisiko in der Viszeralchirurgie ist die Anastomoseninsuffizienz, d.h. eine Nahtundichtigkeit von Neuverbindungen am Magen-Darm-Trakt nach chirurgischen Eingriffen, z.B. Tumoroperationen. Folgen können u.a. schwere Entzündungen in der Bauchhöhle, die Anlage eines künstlichen Darmausgangs, eine erheblich reduzierte Lebensqualität sowie eine erhöhte Mortalität sein. Es gilt daher, die Anastomoseninsuffizienz zu vermeiden.
Grundvoraussetzung für eine störungsfreie Anastomosenheilung ist – neben der spannungsfreien Anlage der entsprechenden Abschnitte des Magen-Darm-Trakts sowie einer perfekten Nahttechnik – die sehr gute Durchblutung. Mit der alleinigen visuellen intraoperativen Beurteilung durch den Chirurgen ist eine Evaluation allerdings oft nicht hinreichend möglich.
Bessere Heilungschancen von Anastomosen könnten intraoperative bildgebende Verfahren liefern, die die Durchblutung und andere Gewebeparameter anzeigen und so die geeignete Region für eine Anastomose identifizieren helfen. Zu diesen bisher noch nicht in der Chirurgie etablierten Verfahren gehört die hyperspektrale Bildgebung, eine nicht-invasive Prozedur, die den Patienten also nicht zusätzlich belastet, aber potenziell viel besser vor einer Anastomoseninsuffizienz schützen kann.
Ziel unseres Projekts ist eine bessere Beurteilbarkeit der Anastomosenregion durch den Einsatz der intraoperativen Hyperspektral-Bildgebung (HSI = HyperSpectral Imaging). Es handelt sich hierbei um ein relativ neues in vivo-Verfahren, das für die Auswertung der Gewebedurchblutung bereits vielversprechende Ergebnisse gezeigt hat. In einer ersten Pilotstudie konnten wir die Machbarkeit der intraoperativen Beurteilung nahezu des gesamten Spektrums intestinaler Anastomosen in der Viszeralchirurgie nachweisen. In den nächsten Schritten sollen vaskuläre Grenzzonendefinitionen mittels HSI bei Resektionen und Rekonstruktionen wegen gut- und bösartiger Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts zur Optimierung von heilungsrelevanten Parametern intestinaler Anastomosen erfolgen.
Geplant ist mit diesem Projekt die Etablierung von Norm-, Grenz- und pathologischen Werten für viszeralchirurgische Resektionen, die eine schrittweise Devaskularisierung des entsprechenden intestinalen Abschnitts sowie eine Rekonstruktion mit unterschiedlichen Anastomosenarten erfordern. Der zugehörige genehmigte Ethik-Antrag liegt bereits vor.