Die Empfehlungen der KRINKO (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention) fordern, bei Krankenhausaufnahme die Risikofaktoren für eine Besiedelung mit multiresistenten Erregern (MRE) festzustellen. Bei geplanten Operationen wird dies vor der stationären Aufnahme empfohlen.
Allerdings beträgt die Wartezeit auf eine OP teilweise bis zu sechs Monate. Die Patienten wohnen zudem in ganz Deutschland und Europa. Schnelltests sind nicht für alle MRE verfügbar. Auch die Wartezeit auf ein kulturelles Abstrichergebnis beträgt mindestens drei Tage, woraus OP-Planunsicherheit folgt, da Elektiv-OP`s bei MRE-Nachweis abgesetzt werden.
Folgende Maßnahme wurden daher eingeführt: Erfassung der Risikofaktoren auf MRE in einem elektronischen Hygienescreeningformular; je nach Eingabe der Risikofaktoren Angabe der notwendigen Abstrichuntersuchungen; Einbindung des Hausarztes in die Abstrichentnahme mit Honorierung. Einbindung des Labors mit Übermittlung der Befunde in die Patientenakte; bei MRSA-Besiedelung Sanierung des Patienten in häuslicher Umgebung und Aufnahme zur OP erst, wenn die Keimeradikation gesichert ist; bei MRGN-/ VRE-Besiedelung entsprechendes OP-Fenster.
Das Projekt wird seit zwei Jahren im Krankenhaus umgesetzt. Die durch Hausärzte erhobenen prästationären Befunde stiegen von 1.719 MRE-Befunden in 2016 auf 2.370 MRE-Befunde in 2017. Damit werden in den Fachrichtungen Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie, mit hohem Anteil an Elektivoperationen, 57 Prozent der notwendigen MRE-Screenings prästationär durchgeführt.
Es ist gelungen, einen sicheren Prozess zu entwickeln, an dem drei Partner im Gesundheitswesen beteiligt sind, die sich teilweise nicht kennen und ohne zur Verfügung stehende elektronische Schnittstellen für die Datenübermittlung. Erstmalig werden in diesem Projekt die Hausärzte, die der Patient ohne Kenntnis des Krankenhauses auswählt, in das prästationäre Screening mit einbezogen und vom Krankenhaus dafür honoriert.