Standardisierung in der Chirurgie nach industriellem Vorbild bleibt ein Nischenthema in Fachkreisen. Traditionell bezeichnet die Standardisierung von Prozessen die Vereinheitlichung und Homogenisierung des Vorgehens, unabhängig von der ausführenden Person. Bei der Umsetzung chirurgischer Eingriffe kann so ein gleichbleibend hohes Operationsergebnis, relativ unabhängig von dem ausführenden Operateur, erreicht werden. Hierfür müssen komplexe Eingriffe in die für sie relevanten Teilschritte zerlegt werden. Dies geschieht in der ACQUA Klinik in Form der digitalen Surgical Operation Handbooks (SOH).
Diese Handbücher müssen im Operationssaal repräsentiert werden, um die erwünschte Unterstützung für den Operateur und die OP-Crew leisten zu können. Das Ausgabemedium im OP ist der Surgical Procedure Manager (SPM), ein klinisches Assistenzsystem, das über die Procedure Point Navigation (PPN) die Umsetzung der definierten Standards im OP ermöglicht. Durch die Sprachausgabe der einzelnen Prozessschritte, gefolgt von einem obligaten Bestätigen der Durchführung der einzelnen Schritte, trägt der SPM als Workflowmanagementsystem zu einer Erhöhung der Prozesstreue und Patientensicherheit bei. Der SPM kommt in der ACQUA Klinik standardmäßig bei chirurgischen Eingriffen zum Einsatz.
Pro Jahr finden in der ACQUA Klinik um die 4.000 Operationen statt, zumeist unterstützt durch den SPM. Hierdurch ist es möglich, die in den SOHs definierten Prozeduren in das chirurgische Cockpit zu übertragen und unabhängig von Operateur, Tageszeit und OP-Crew ein prozesstreues Vorgehen zu garantieren. Dies führt, soweit es die Unterschiede in Anatomie und Pathologie der Patienten zulassen, zu einer weitgehend gleichen Ergebnisqualität. Über sogenannte Exceptional Handlings wird gewährleistet, dass der Operateur die volle Kontrolle über das Vorgehen im OP behält und auf Komplikationen, die sich aus dem jeweiligen Verlauf der Operation oder den anatomischen und pathologischen Besonderheiten des Patienten ergeben, entsprechend reagieren kann.
Die in den SOHs definierten Standards werden dabei regelmäßig überprüft, nach neusten Erkenntnissen aus Praxis und wissenschaftlicher Theorie aktualisiert und für weitere Prozeduren entwickelt, sodass eine möglichst große Bandbreite an Operationen durch den SPM unterstützt werden kann.