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Einführung von Antibiotic Stewardship an einem Haus der Grund- und Regelversorgung

Weltweit wird über die zunehmende Resistenzentwicklung von Bakterien berichtet. Die bedrohliche globale Entwicklung ist mittlerweile auch in den Fokus der Politik gerückt, die die Einführung von Antibiotic Stewardship (ABS) an Krankenhäusern fordert. ABS ist ein Bündel aus Maßnahmen, mit dem die Qualität der Antiinfektivaverordnung bezüglich Substanz, Dosierung, Applikationsweg und Therapiedauer verbessert werden soll. Für den einzelnen Patienten soll das bestmögliche Behandlungsergebnis erreicht werden, für die Allgemeinheit dabei die Resistenzentwicklung minimiert und Kosten gesenkt werden.

In Deutschland wurden mit der Novellierung des Infektionsschutzgesetzes 2011 Leiter von Krankenhäusern erstmals verpflichtet, sich mit ihrem Antibiotikaverbrauch auseinanderzusetzen. Die Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie (ART) beim Robert Koch Institut arbeitet zurzeit an einer Empfehlung zu Voraussetzungen eines rationalen Umgangs mit Antibiotika im Krankenhaus. Diese Empfehlung wird durch die besondere Verankerung der Kommission ART im Infektionsschutzgesetz den Druck auf Krankenhäuser, ABS zu implementieren, deutlich erhöhen. Diese Notwendigkeit betrifft auch nicht-universitäre Krankenhäuser.

An den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen wurde ein ABS-Kern-Team gegründet, bestehend aus drei ABS-Experten aus den Bereichen Anästhesie, Innere Medizin, und Krankenhaushygiene.

Dieses Team entwickelte ein Gesamtkonzept, angelehnt an die S3-Leitlinie „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus“ mit den Kernstrategien: 1) Überarbeitung der Antiinfektivahausliste und Freigaberegelungen, 2) Optimierung der Präanalytik, 3) Erstellung von hausinternen Antibiotika-Therapieleitlinien, 4) Schulungen, 5) Visiten.

Das Projekt zeigt, dass es sich lohnt, Normalstationen in den Fokus zu rücken, denn in der Summe werden hier die meisten Antibiotika verbraucht (90 Prozent des Gesamtverbrauchs eines Krankenhauses). Während auf Intensivstationen oft eine hohe infektiologische Expertise vorhanden ist, profitieren Ärzte aus Abteilungen, die sich weniger intensiv mit infektiologischen Fragestellungen beschäftigen, verstärkt von der Beratung. Die wöchentliche ABS-Visite aller Stationen – in der Form in deutschen Krankenhäusern nicht üblich – hat sich als wirksames Werkzeug erwiesen. Über die Therapiebegleitung hinaus haben sie einen hohen edukativen Wert.

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